Dubai als Reiseziel: Interview mit dem Luxusreisen-Veranstalter Praivit
von Myriam AlexowitzVom glorreichen schnellen Aufstieg eines Ein-Mann-Unternehmens zu einem angesagten mittelständischen Unternehmen in Kooperation mit den VAE. Interview mit Massimo Di Tommasi (35 Jahre), CEO von dem Reiseveranstalter Praivit in Köln, Spezialist und Experte für Luxusreisen auf der ganzen Welt.
Massimo Di Tommasi von praivit
Herr Di Tommasi, wie kam es zur Namensgebung und Firmengründung Praivit?
Schon bald nach meiner Ausbildung als Reiseverkehrskaufmann machte ich mich selbstständig und gründete im Jahr 2001 meine eigene Firma. Ich war damals mal gerade 26 Jahre alt. Gerne hätte ich das englische Wort für privat - „private“ als Firmennamen genommen,- doch das Wort war schon anderweitig vergeben. Mir gefiel die Bezeichnung jedoch so gut und suchte nach einer Lösung. Im Wörterbuch entdeckte ich dann die in Lautschrift geschriebene Version des Wortes „praivit“ und dachte, das passt ausgezeichnet. Am Anfang meiner Firmengründung plante ich nicht den Verkauf von Luxusreisen, sondern hatte den Wunsch Reisen mit VIP-Status anzubieten.
In Zusammenarbeit mit europäischen Städten wie Mailand, Paris und Barcelona bot ich Wochenend-Busreisen für ein junges Publikum an. In dem Reisepaket waren Transfer, Hotelübernachtung, Stadtbesichtigung und ein Besuch in einen VIP-Club inklusive Eintrittspreis und einem Freigetränk enthalten. Die erste Reise ging beispielsweise nach Mailand mit einem Aufenthalt in der Szenediscothek Hollywood, die bekannte Models und Designer frequentieren. Nur auserlesene Gäste haben hier Zutritt. Aufgrund meiner früheren Kontakte als Tänzer und Sänger konnte ich die Geschäftsführer dieser Clubs von meiner Geschäftsidee überzeugen. Mit der Prämisse „anständige Gäste“ mitzubringen erlaubten sie mir den Einlass. Die erste Reise nach Mailand war innerhalb von drei Tagen ausverkauft. Auf diese Weise hatte ich das Fundament für Praivit aufgebaut. Der Höhepunkt war New York mit Clubguide und Eintritt in sechs angesagte Szenediscotheken. Dann passierte die Katastrophe des 11. Septembers und die Kunden wurden mit Flugbuchungen in die USA äußerst zurückhaltend. Auch die Organisation und Durchführung der Busreisen war als Alleinunternehmer auf die Dauer zu anstrengend. Ich suchte nach einer Marktlücke in der Reisebranche.
Wie kam es dann zu einer Zusammenarbeit mit den Vereinigten Arabischen Emiraten?
Das Schicksal kam mir dann zu Hilfe in Form eines unerwarteten Anschreibens von einer Touristenagentur aus Dubai. Die Firma wollte den deutschen Markt aufbauen und bot mir Hotels zur Vermittlung an. Ich war überrascht, da ich mich mit dieser Destination zuvor noch nicht beschäftigt hatte. Ich hatte bisher nur einige Berichte im Fernsehen über Dubai gesehen. Besonders beeindruckte mich eine Reportage über das Burj Al Arab Hotel, das sich selbst 7 Sterne gegeben hatte. Eigentlich geht die Kategorie nur bis 5 Sterne Deluxe. Das Hotel hat damit neue Maßstäbe für die Hotellandschaft gesetzt. Mich faszinierte die außergewöhnlich futuristische Architektur in der Form eines Segelschiffs. Ich wollte das Land und die dortigen Hotels kennenlernen und schickte deshalb ein Fax zurück mit der entsprechenden Anfrage. Innerhalb von zwei Wochen bin ich dann nach Dubai geflogen.
Was waren Ihre Erwartungen und ersten Eindrücke von dem Land?
Ich hatte keinerlei Erwartungen. Ich dachte, es ist ein ähnliches muslimisches Land wie die Türkei oder die Malediven, wo ich schon gewesen war,- aber mit einem besonders aufstrebenden Charakter angesichts der riesigen Bauvorhaben und vielen Investoren aus dem Ausland. Es herrscht dort eine gewisse magische Energie und Aufbruchsstimmung, der man sich nur schwer entziehen kann. Auch wird hier viel Wert auf guten Service und den Wohlfühlfaktor gelegt. Das erlebte ich bereits bei meiner ersten Ankunft im Jahr 2001, als ich von einem Chauffeur in einer edlen Limousine abgeholt und in die Agentur nach Sharja gebracht wurde. Dort stellte man mich dem dortigen Scheich Faisal Al Qasimi vor, der auch Inhaber der Tourismusagentur ist. Er empfing mich überraschenderweise im eleganten Anzug und nicht in der landestypischen Dishdasha und bot mir Tee und Datteln an. Wir sprachen dann über Möglichkeiten unserer Kooperation. Er hatte von mir einen guten Eindruck und legte mir schließlich den Agenturvertrag zum Unterzeichnen vor. Anschließend erfolgten eine Besichtigungstour zu den verschiedenen Hotels und eine Wüstensafari.
Von den damals fertiggestellten Hotels beeindruckte mich am meisten das Burj Al Arab. Es war äußerst aufregend, es einmal live zu sehen und nicht nur im Fernsehen. Mit seinen 321 Metern wirkt das Gebäude einfach gigantisch. Auch das Hotelinnere wirkt auf den ersten Blick überwältigend. Besonders die in 40 Meter Höhe schießende Fontäne die beim Eintritt für VIP-Gäste eingeschaltet wird. Der Hotelmanager erzählte mir, dass schon Boris Becker und Michael Schuhmacher hier zu Gast waren. Das Hotel ist nicht nur die größte Attraktion sondern auch das Symbol der Stadt geworden. Wer jedoch das Flair von 1001 Nacht sucht wird es eher im heutigen One & Only Mirage oder Jumeirah Madinat Hotel finden. Das Burj Al Arab wirkt meistens Erachtens dafür zu modern. Die Wüstensafari war auch ein einzigartiges Erlebnis und ist jedem nur zu empfehlen. Sie ist sehr gut organisiert und macht großen Spaß. Obwohl es eine touristische Attraktion ist, verspürt man dennoch die einzigartige Atmosphäre dieser faszinierenden Landschaft. Man verliert hier als Fremder jeden Orientierungspunkt und entdeckt das Gefühl von verloren sein.
Was hat sich seit Ihrem ersten Besuch hier in Dubai verändert?
Fast alles war eine gigantische Baustelle, und es standen nur wenige Gebäude. Auch die Dubai Marina war damals noch nicht fertiggestellt. Jedes Jahr konnte ich bei meinem Besuch wieder neue Gebäude entdecken. Es ist unglaublich, mit welcher Schnelligkeit die Entwürfe umgesetzt wurden. Auf dem Gewürzmarkt und Goldsouk sah ich eine große Anzahl von Gastarbeitern aus Indien, Sri Lanka und der Mongolei, die dabei waren, hier ihre Geschäfte aufzubauen. Sie machten in den ersten Jahren ein gutes Geschäft vor allem mit Plagiaten. Dieser Handel wurde inzwischen von der emiratischen Regierung strengstens verboten. Bis heute hat sich in der Altstadt an diesem altertümlichen Flair kaum etwas verändert.
Welche Klientel reist nach Dubai und was mögen Ihre Kunden an dieser Urlaubsdestination?
In den ersten Jahren berichteten die Medien und Lifestylemagazine vor allem von der verschwenderischen Luxuswelt der Scheichs. Man sah sie als stolze Besitzer von mehreren Luxuslimousinen, jede passend für eine andere Gelegenheit. Diese Welt wirkte auf viele unserer Kunden sehr verlockend, und sie wollten etwas von diesem berauschenden Flair mitbekommen. In der Anfangszeit waren die Preise auch für mittlere Einkommensklassen bezahlbar. Wir hatten beispielsweise ein Angebot für 999 Euro inklusive Flug und drei Übernachtungen im 4 Sterne Hotel Oasis Beach Hotel, sowie als Highlight die letzte Übernachtung im Burj Al Arab. Viele Kunden flogen nach Dubai, um die Stadt für sich einmal auszutesten. Besucherrekorde lieferten allerdings nicht die Deutschen, sondern Russen und Engländer. Bei ihnen schnellte die Nachfrage nach dieser Destination in die Höhe. Diese Kunden wurden in Dubai mehr umworben als die Deutschen.
In Deutschland stieg die Nachfrage erst langsam an. Viele Urlauber störte damals auch die Lärmbelästigung durch die vielen Baustellen. Ab 2003 wurden die Preise dann stark angehoben bzw. um das doppelte erhöht. Damit änderte sich auch das Klientel. Es waren nun vor allem Prominente und Unternehmer, die dort nach Investitionsmöglichkeiten suchten und bei mir buchten.
Interessieren sich Ihre Kunden auch für die Kultur in Dubai?
Diese Frage habe ich meinen Kunden auch gestellt,- als Antwort bekam ich: „Ja da gibt es doch keine Kultur“. Ich gebe meinen Kunden in dieser Hinsicht Recht. Dubai ist eher eine Mischung aus New York und Las Vegas. Es hat vielleicht die Kultur der Superlative,- mit der größten Skihalle, Shoppingmall, the World usw. Es entsteht hier ein Schmelztiegel von verschiedenen Kulturen aufgrund der vielen Gastarbeiter. Doch von der arabischen Kultur bekommt man hier kaum etwas mit. Man sieht hier fast nur westliche Einflüsse - die bisherigen Attraktionen werden vom Westen kopiert und noch gigantischer nachgebaut. Überall sieht man riesige Shoppingmalls und Fastfoodketten. Es gibt in der Altstadt auch ein paar unscheinbare kleine arabische Cafés, die aber nicht weiter auffallen und wo Touristen nicht hingehen.
Was empfehlen Sie in Dubai Ihren Kunden?
Dubai ist wunderschön, wenn man die Architektur der Wolkenkratzer und neue Projekte begutachten oder einfach mal riesige Shoppingmalls erleben möchte wie die Dubai Mall oder the Kempinski Mall of the Emirates mit der Skihalle. Auch wer gerne mal den Luxus und den fantastischen Service der Hotellerie genießen möchte, ist hier gut aufgehoben.
Doch wer sich für die Kultur eines Landes interessiert, den würde ich nach Abu Dhabi schicken oder ein ganz anderes Land vorschlagen. In Abu Dhabi gibt es im Gegensatz zu Dubai mehr Museen und Sehenswürdigkeiten sowie ein arabisches Flair.
Was bietet Ihre Agentur an?
Wir sind mit den Emiraten sozusagen groß geworden. Aus dem Ein-Mann-Unternehmen wurde eine Agentur mit inzwischen 22 Mitarbeitern. Wir bieten nicht nur Reisen in die Emirate, sondern weltweit Traumziele an. Alle unsere Mitarbeiter haben Zielgebietskenntnisse, d.h. sie waren Vorort und kennen die Hotels im Detail. Bei uns ist der Kunde König. Wir bieten intensive Beratungsgespräche und erfüllen vor allem außergewöhnliche und luxuriöse Wünsche - „Wir versuchen Träume zu realisieren und kennen keine Grenzen“.
Unser Service bietet u.a. eine mehrsprachige, rund um die Uhr erreichbare Reiseleitung am Zielort, eine Auswahl an Fahrzeugen mit Chauffeur, die unsere Gäste abholen und für Ausflüge zur Verfügung stehen. Angefangen von der Luxuslimousine bis zum Helikopterflug. Wir bieten maßgeschneiderte private Ausflüge, längere Touren und Events für besondere Gelegenheiten.
Was war bisher das Highlight von der Organisation?
Ein Milliardär wollte seinen 60ten Geburtstag mit seiner Familie in Dubai feiern und erwartete natürlich etwas Besonderes. Wir holten ihn mit einer Luxuslimousine vom Flughafen ab und überreichten als Willkommensgruß seiner Frau einen Strauß mit orange gefärbten Bakararosen - in der Farbe seines Firmenlogos. Worüber sie sich sehr freuten. Danach chauffierten wir sie zum luxuriösen Wüstenresort Al Maha, das wir für ihn und seine Familie gemietet hatten. Ein Drei- Sterne Michelin-Koch bereitete dann ein exklusives 11-Gänge-Menüe für sie zu. Da er ein großer Fan von Bluesmusik ist, hatten wir zur Begleitung des Abendessens einen bekannten Bluessänger engagiert. Am nächsten Tag für den Geburtstag ließen wir alle Manager sowie das Personal des Burj Al Arab ins Unterwasserrestaurant kommen, wo sie ihm ein Geburtstagsständchen sangen und eine riesige Geburtstagstorte überreichten. Eine feurige Flamencogruppe begleitete den freudigen Anlass. Laut seiner Aussage war das sein bisher schönster Geburtstaggewesen, den er nie vergessen wird.
Haben Sie in Dubai etwas von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise bemerkt?
Ich war bisher insgesamt neun Mal in Dubai und kann daher einen Vergleich ziehen. Die Besucherzahlen sind stark zurückgegangen. Die vier Shoppingcenter, die ich letzte Woche besuchte waren fast menschenleer, dass habe ich bisher noch nicht erlebt. Auch die Händler waren sehr bemüht um jeden einzelnen vorbeikommenden Besucher. Auf dem Goldmarkt, wo ansonsten viele Touristen zu sehen sind, erblickte ich fast nur Gastarbeiter. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise sieht man vor allem an den fast zu 50% gesenkten Flugpreisen. Wir haben zurzeit Angebote für 80 Euro plus Steuern. Hotelzimmer die vor einem Jahr kaum zu bekommen waren sind nun frei und werden wie im Basar gehandelt. Die Hotels haben jetzt gerade mal eine Auslastung von 40%. Auch viele Baustellen stehen still. Es besteht jetzt die gute Gelegenheit auch für Kunden mit niedrigem Budget diese Destination zu besuchen. Auf unserer Homepage www.luxusreisen.tv bieten wir ebenfalls Luxusreisen zu Minipreisen an.
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