Asthma und Allergien in Dubai und den Emiraten auf dem Vormarsch
von Myriam AlexowitzDurch die sich verschlechternde Luftqualität in Dubai und den Emiraten nehmen auch Atemwegserkrankungen und Allergien zu. Auf der MEA Healthcare Conference in Dubai wurden die Ursachen und Lösungsansätze zur Verringerung der Krankheiten diskutiert.
Asthma-Spray: Auch in Dubai ist
Asthma auf dem Vormarsch
Allergische Krankheiten wie Asthma bronchiale und Neurodermitis haben in den letzten Jahrzehnten national wie international dramatisch zugenommen. Weltweit leiden etwa 22 Prozent der Bevölkerung an allergischer Rhinitis (allergischem Schnupfen). Die Anzahl der Asthmapatienten schätzt der Präsident der World Allergy Organization (WAO), Professor Carlos E. Baena-Cagnani aus Argentinien, aktuell auf 300 Millionen. Nach seiner Ansicht sind Allergien die Epidemien des 21. Jahrhunderts.
Am Mittwoch den 24.6.2009 fand anlässlich der steigenden Anzahl an Erkrankten im Intercontinental Hotel in Dubai Festival City die MEA Healthcare Conference statt. Die Konferenz wurde organsiert von LG Electronics, ein südkoreanisches Unternehmen, das weltweit sehr erfolgreich in der Unterhaltungselektronik, als auch wegweisend für neue Technologien und Innovationen ist. Die Eröffnungsrede hielt Wan Ki Kim, CEO von LG Electronics MEA. Weitere Gäste waren Dr. Mohammed Nassif von der Abteilung für Gesundheit und Frank Welvaert, Director of Corporate Social von Johnson & Johnson sowie medizinische und wissenschaftliche Experten. Die Gesundheitskonferenz sollte dazu beitragen, auf breiter Basis das Problembewusstsein für Allergien und Atemwegserkrankungen zu schärfen und fundierte Informationen zu geben, wie man allergischen Erkrankungen vorbeugen und ihren Verlauf abmildern kann. Die Konferenz bot eine Reihe von Vorträgen sowie ein Forum besonders für die örtliche medizinische Gemeinschaft. Im Blickpunkt stand das Ergebnis einer Studie, die in den Vereinten Arabischen Emiraten, in Saudi Arabien, Iran und Südafrika, durchgeführt wurde. Die Untersuchung leitete eine Kommission des Top-Marktforschungsinstitut Synovate, die von LG Electronics in Auftrag gegeben wurde. Es fällt auf, dass der Zuwachs an Allergien nicht überall gleichmäßig vorkommt, sondern in starker Abhängigkeit von Lebensart und Lebensraum steht. So kommen Allergien und Asthma in ländlichen Gegenden oder in Entwicklungsländern deutlich seltener vor als in Industrieländern und Städten mit „westlichem“ Lebensstil“. Die Studie besagt, dass fast jeder dritte Bewohner in den Städten zunehmend an Allergien, Atemwegs- und Hauterkrankungen leidet. Allein in den Emiraten leiden inzwischen 15 Prozent der Bevölkerung an Asthma. Vor allem Kinder sind davon stark betroffen.
Adelina Mustata, Chief Service Director von Synovate, die die Untersuchung durchführte, meinte, dass die Luftverschmutzung in vielen Gebieten der VAE besonders hoch war. Mitverantwortlich dafür seien Auto-und Fabrikabgase sowie Feinstaub durch Bauarbeiten. Es sind vor allem die feinen Staubpartikel, die immer mehr in die Luft geblasen werden und die unserer Lunge zu schaffen machen. Die bis zu 10 μg kleinen Teilchen gelangen tief in die Atemwegssysteme und die Verästelungen der Lunge hinein. Dort sammeln sie sich an und können im Körper den Austausch von Botenstoffen stören und die Sauerstoffversorgung der Organe einschränken. Medizinischen Studien zufolge löst Feinstaub Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislaufversagen, und Lungenkrebs aus. Die Feinstaubbelastung hat einen genauso großen Anteil an gesundheitsschädlichen Wirkungen wie z. B. Stickoxide und Schwefeldioxid. Einen weiteren allergieauslösenden Faktor fanden die Forscher in den schlecht gewarteten Klimaanlagen. Diese sind oft ideale Brutstätten für krankmachende Keime. Da sich die meisten emiratischen Bewohner vorwiegend in ihren Häusern oder Gebäuden aufhalten, müssen diese Anlagen regelmäßig gesäubert werden.
Allergien entstehen nicht von heute auf morgen. Zunächst muss der Körper mit dem auslösenden Stoff, dem so genannten Allergen, in Kontakt kommen. Das können zum Beispiel Milbenkot, Staubpartikel oder Pollen sein, die sich beim Einatmen auf der Nasenschleimhaut absetzen. Das Immunsystem hält diese Partikel für schädlich und bildet spezielle Antikörper gegen sie. Es antwortet mit einer heftigen Reaktion. An für sich harmlose Stoffe werden für den Körper plötzlich zum Feind, und er bekämpft sie. Zu Beginn merkt der Betroffene von dieser „Sensibilisierung“ nichts. Das Abwehrsystem ist aber in der Lage, sich die Substanz zu merken. Kommt es damit erneut in Kontakt, leitet das Immunsystem eine Abwehrreaktion ein. Je nach auslösendem Allergen sind die Symptome bei allergischen Reaktionen sehr unterschiedlich: Sie können von tränenden, roten Augen, juckenden, nässelnden Hautausschlägen (Quaddeln), krampfartigen Schmerzen, Atemnot und tödlichen Herz-Kreislauf-Versagen reichen. Viele Betroffene wissen nicht, dass hinter diesen genannten Symptomen oft eine Allergie steckt. Es ist wichtig, diese Symptome durch einen Allergietest beim Hausarzt oder Allergologen abzuklären – sonst droht auf längere Sicht die Gefahr, ein gefährliches allergisches Asthma zu entwickeln. Im Frühstadium der Erkrankung, bietet sich am Besten die Immuntherapie bzw. Hypersensibilisierung an. Sie verspricht eine dauerhafte Besserung oder sogar Heilung.
Ungeachtet dessen bekommt nicht jeder Mensch, der gegen ein oder mehrere Allergene sensibilisiert ist, auch tatsächlich eine Allergie. Viele Menschen bilden Antikörper gegen Allergene, ohne jemals allergische Symptome zu zeigen. Unklar ist vor diesem Hintergrund, woher der stete Anstieg an Allergien und Asthma-Erkrankungen rührt. Weltweit werden derzeit großangelegte epidemiologische Studien betrieben, um die Ursachen von Allergien und ihrer Zunahme herauszufinden. Ziel ist es, über Vergleiche mögliche allergieauslösende oder -fördernde Risikofaktoren in der Umwelt zu identifizieren. Die dargestellten Forschungs- und Studienergebnisse zeigen bisher, dass die Entstehung und Ausprägung von Allergien auf einem Zusammenwirken verschiedenster Faktoren beruht.
Auf den ersten Blick könnten genetische Veränderungen für die Zunahme der Allergiehäufigkeit verantwortlich sein. Der rasante Anstieg der Zahl der Erkrankungen, sowie die räumlichen Unterschiede der Allergie-Häufigkeiten bei gleichem ethnischem Hintergrund, lassen sich jedoch durch genetische Faktoren allein nicht erklären. Familienstudien mit allergischen Individuen zeigten nur einen minimal genetisch gekoppelten Zusammenhang. Als die entscheidenden Auslöser für das Ausbrechen allergischer Symptome werden jedoch Risikofaktoren der Umwelt angesehen. Dazu gehört u.a. auch die Vielzahl an künstlichen Aromen, Geschmacksverstärkern, Konservierungs- und synthetischen Stoffen in unseren Lebensmitteln sowie mit Chemie behandelte Spielzeuge und Textilien. Ein weiterer Allergieauslösender Faktor stellen die hygienischen und medizinischen Verhältnisse dar, die sich in den Emiraten durch den westlichen Lebensstil verändert haben. Viele der potentiell allergieschützenden Infektionen in der Kindheit werden mit der neuen Lebensweise verhindert. Eine keimfreie Umgebung im frühen Kindesalter wirkt allergiefördernd, da das kindliche Immunsystem nicht trainiert wird. Die Prägung des Immunsystems in frühster Kindheit hat einen größeren Einfluss auf die Allergiewahrscheinlichkeit, als etwa ein Allergenkontakt in späteren Jahren. Bereits in der Schwangerschaft kann das Immunsystem des Fetus für Allergien geprägt werden. Wie etwa durch das Rauchen. Wer auf den Qualm während der Schwangerschaft verzichtet, hat bereits einen wichtigen Allergiefaktor ausgeschaltet. Tabakrauch reizt die empfindlichen Schleimhäute der Kinder, so dass Allergene leichter eindringen können. Besonders empfehlenswert zur Vorbeugung von Allergien ist das Neugeborene mindestens sechs Monate lang ausschließlich zu stillen. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die gestillt wurden, später deutlich weniger mit Allergien zu kämpfen hatten als Kinder, die mit der Flasche gefüttert wurden. Ein wichtiger Grund hierfür sind die in der Muttermilch enthaltenen Abwehrstoffe. Ist Stillen nicht möglich, können Eltern auf eine hypoallergene Säuglingsnahrung aus Kuhmilch zurückgreifen.
Im Allgemeinen wird heutzutage die Bedeutung allergischer Erkrankungen immer noch zu sehr unterschätzt. Das Problembewusstsein dafür muss weltweit weiter geschärft werden. Die Allergie-Patienten müssen letztlich dazu befähigt werden, ihre Krankheit selbst besser in den Griff zu bekommen.
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