Dubai bemüht sich um die Olympiade 2020
von Myriam AlexowitzNachdem der Nachbar Qatar als erster arabischer Gastgeber für die Olympischen Sommerspiele 2016 abgelehnt wurde, bemüht sich jetzt Dubai um diesen begehrten Posten für 2020.
Olympiade 2020 in Dubai?
Als die Delegation aus Qatar die Absage vom Internationalen Olympischen Komitee erfuhr, war die Enttäuschung groß. Denn Qatar hatte bereits im Vorfeld vier Milliarden Dollar in hochmoderne Sportstätten und die Infrastruktur investiert. Den Beschluss gab die Pressechefin des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Giselle Davies, letztes Jahr 2008 im Juni in Athen bekannt. Laut IOC-Vize Thomas Bach war die Bewerbung des Emirates in der technischen Vorauswahl gescheitert, weil es Einspruch von Weltverbänden und Athleten gab. Jetzt sind noch Chicago, Madrid, Rio de Janeiro und Tokio als Kandidaten für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2016 weiter im Rennen. Offizieller Grund für die Ablehnung sei der angebotene Termin vom 14. bis zum 31. Oktober gewesen, dies hätte im Jahreskalender der meisten Sportarten große Umstellungen erfordert. Die olympischen Regularien verlangen, dass Sommerspiele zwischen dem 15. Juli und dem 31. August stattzufinden haben. Es sei denn, die Verantwortlichen des Entscheidungskomitees genehmigen aufgrund von unerträglichen klimatischen Bedingungen eine terminliche Verschiebung, wie es zuletzt im Jahr 2000 für Sydney der Fall war, als Australien die Spiele in der zweiten September-Hälfte ausrichtete. Diese Ausnahmegenehmigung wurde Qatar verweigert.
Der Bewerbungschef von Doha, Hassan Ali bin Ali sagte: „Es ist bedauerlich, dass das IOC die Tür für den Nahen Osten zugeschlagen hat. Schließlich hatte der Termin von Anfang an in den Bewerbungsunterlagen gestanden und war nie beanstandet worden.“ Die Regierung Qatars versteht, dass nicht da nach ihrer Ansicht bereits die Asienspiele 2006 ein großer Erfolg waren. Es nahmen 12.000 Athleten aus 45 Nationen teil und in 39 Sportarten wurden mehr als 1.350 Medaillen vergeben. Laut der Zeitung „Welt-Online –Sport“ gab es für die Ablehnung mehrere Beweggründe. Zum einem wollte die Mehrheit der Exekutive den IOC nicht dem Verdacht der Spiele-Käuflichkeit aussetzen. Des Weiteren geht es um die geringen Zuschauerzahlen. In der Metropole Dohan leben nur 400.000 Einwohner,- in ganz Qatar etwa eine Millionen. Die Eröffnungsfeier der Asienspiele 2006 war zwar wunderschön und gut besucht, doch die darauffolgenden Wettbewerbe fanden damals vor spärlich besetzten Tribünen mit Schulklassen statt. Es gab kaum jubelnde Menschenmengen. Ein Insider befürchtete: „Viel Geld und wenig Zuschauer - man dürfe nicht ein zweites Salt Lake City riskieren.“ Ein weiterer Grund dürften die noch fehlenden einheimischen talentierten Sportler sein, vor allem weibliche Athletinnen fehlen in Qatar gänzlich. Die vom IOC seit Jahren vehement betriebene Förderung weiblicher Sportler stößt in Doha auf Unverständnis. Das Nationale Olympische Komitee von Qatar hat noch nie eine Frau zu Olympischen Spielen entsandt.
Aus diesen genannten Beweggründen ergibt sich nun die Frage, ob die Olympischen Spiele 2020 wirklich eine Chance haben in Dubai stattzufinden? Hat das Land bessere Aussichten Gastgeber zu werden als sein Nachbar? Viele der angeführten Kriterien bzw. Befürchtungen bezüglich Qatar treffen ebenso auf Dubai zu. Zumindest kann Dubai im Gegensatz zu Qatar schon einen echten einheimischen Goldmedaillen Gewinner vorweisen. Kein geringerer als Scheich Ahmed bin Hasher Al Maktoum war im Jahr 2004 bei den olympischen Spielen in Athen der glückliche Preisträger. Er zählt weltweit zu den besten Schützen im Trap- und Doppel-Trap-Schießen. Scheich Ahmed bin Hasher Al Maktoum ist damit für sein Land der erste Olympiasieger. Ihm ist es auch zu verdanken, dass das „United Arab Emirates National Olympic Committee“ 1980 vom Internationalen Olympischen Komitee aufgenommen wurde.
Der jetzige Herrscher von Dubai, Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, ist was Olympia angeht sehr ehrgeizig. Er hat nun eine groß angelegte Initiative mit dem Namen “Dubai 2020“ angekündigt. Er will Dubai unbedingt als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2020. Die Vereinigten Arabischen Emirate wären damit das erste arabische Land, was dieses Ziel erreicht hätte. Man wäre endlich Teil dieser größten sportlichen Weltbühne. Dieses Event würde für Dubai und die Vereinigten Arabischen Emirate einen enormen sozialen und wirtschaftlicher Fortschritt bedeuten.
Eine Arbeitsgruppe, die aus Repräsentanten der emiratischen Regierung und der privaten Wirtschaft besteht, soll Dubais Erfolgsaussichten hinsichtlich der Olympischen und Paraolympischen Spiele sowie der Expoausstellung 2020 untersuchen. In einem Statement des Herrscher Büros heißt es: „Diese weltweit bedeutenden Veranstaltungen an einem Ort zusammenzubringen – jede zum ersten Mal im Mittleren Osten –, wäre ein einzigartiges Vorhaben, das Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie mit Sport, Erziehung und Kultur verbindet.“
Es wird nun auch schon an einer eigenen Sportstadt gebaut. In „Dubai Sports City“ setzen derzeit Investoren die Idee des Scheichs Mohammed Bin Rashid Al Maktoum um. Hier sollen modernste Sportstätten und Hotels errichtet werden, in denen die Olympischen Spiele 2020 ausgetragen werden sollen. Beste Bedingungen sollen für die besten Sportler geboten werden. Hinzu kommen Akademien für Tennis, Hockey, Schwimmen, Cricket und Fußball. „Für diese Sportarten gibt es bei uns die größte Nachfrage“, sagt der indische Geschäftsführer Uma Balasubramaniam. Dubai Sports City soll zu einem hochkarätigen Veranstaltungsort mit den besten Mannschaften und Athleten der Welt sowie zur Ausbildungsstätte für die junge, globale sportliche Elite werden. Vor Ort soll ein Austausch auf hohem Niveau zwischen den Wettbewerbern stattfinden.
Doch nicht nur das,- Dubai Sport City soll auch nach den Spielen weiterhin genutzt werden. 70.000 Menschen finden hier in den Villen, kleinen Einfamilienhäusern und Appartements eine neue Heimat. Dazu soll es Schulen, Büros und Einkaufszentren geben. So weit hört sich alles fantastisch an, doch noch steht Dubai mit der Verwirklichung seines Traums am Anfang. Außerdem gibt es da noch andere angesehene, nicht zu vergessene Mitbewerber wie Toronto, Neu Delhi, Kapstadt, Durban und Kuala Lumpur.
Abgesehen von den hervorragend zu erwartenden Einrichtungen, - wie sieht es denn in Dubai mit dem kulturellen Aspekt aus? Mit der olympischen Atmosphäre und der olympischen Leidenschaft? Können hier die Sportler kreischende Fans erwarten und Menschenmassen, die für Tickets anstehen? Gäbe es begeisterte jubelnde Zuschauer auf den Tribünen, bemalte Gesichter von Touristen die für dieses Event extra von weither anreisen? Ist das möglich in Dubai? Wird es eventuell wie in Qatar einen Mangel an emiratischen Athletinnen geben? Keine andere Veranstaltung zieht mehr globale Aufmerksamkeit auf sich als die Olympischen Spiele. Keine andere Veranstaltung bedeutet mehr Prestige für eine Stadt. Bleiben wir gespannt, wie sich letztlich die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) entscheiden wird.
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