Film Festivals in Dubai und Abu Dhabi - Anmeldungen noch möglich
von Myriam AlexowitzDie beiden großen Filmfestivals in Abu Dhabi und Dubai stehen nicht nur für Glanz, Glamour und Stars. Die Regierung und Festivalorganisatoren sehen sich in erster Linie als Kulturvermittler und Friedensstifter, die für mehr Dialog und Verständnis zwischen den Kulturen sorgen wollen.
Filmkunst bei den Film Festivals
in Dubai und ABu Dhabi
Jetzt im Oktober ist es wieder so weit, die Hauptstadt Abu Dhabi feiert vom 8.-17.10.2009 das beliebte „Middle East International Film Festival“ (MEIFF). Das Festival wurde 2007 von der Abu Dhabi Kulturbehörde gegründet und hat sich seitdem zu einem glanzvollen Jahreshighlight entwickelt. Die Regierung und die Festivalorganisation haben sich zum Ziel gesetzt, sowohl die lokale Filmgemeinschaft zu fördern, als auch ein Forum für Geschichtenerzähler aus dem Mittleren Osten und dem Rest der Welt zu schaffen. Das Kino soll in seiner Gesamtbreite gefeiert werden. Produziert wird MEIFF von Pyramedia LLC, einer Produktionsfirma für Unterhaltungsmedien, die ihren Sitz in Abu Dhabi hat. Geleitet wird das Filmfestival von Peter Scarlet. Er war zuvor Festivaldirektor des Tribeca Film Festival in den USA.
Filmemacher aus der ganzen Welt haben noch jetzt bis zum 1. August die Möglichkeit, beim Festival eine Sichtungskopie mit den nötigen Filminformationen einzureichen. Das Festival bezahlt den eingeladenen Filmemachern die Reisekosten und die Übernachtung im wohl schönsten Hotel des Landes, dem Emirates Palace. Außerdem gibt es für die Wettbewerbskategorie attraktive, hochdotierte Preisgelder in einer Gesamthöhe von $1 Millionen zu gewinnen. Das Preisgeld der „Black Pearl Awards“ beläuft sich von $5,000 (3. Preis Kurzfilm) bis $100,000 (für den Besten Spielfilm). Des Weiteren werden noch Preise von $25,000 für die Beste Filmmusik vergeben. Damit ist Abu Dhabi das großzügigste Filmfestival überhaupt. Mit dieser Summe bekommt der Regisseur eine kleine Starthilfe für sein nächstes Filmprojekt. Der Wettbewerb steht offen für aktuelle Lang- und Kurzspielfilme, Dokumentarspielfilme und Studentenfilme. Letztes Jahr 2008 wurden in Abu Dhabi 152 Filme gezeigt, - im Wettbewerb waren 76 Langspielfilme und 34 Kurzfilme aus über 35 Ländern zu sehen.
Doch auch ältere Filme und Filmklassiker bekommen in Abu Dhabi die Möglichkeit, außerhalb des Wettbewerbs nochmal vor Publikum gezeigt zu werden. Sofern sie thematisch immer noch aktuell sind oder interessante Entwicklungen und Trends des Filmschaffens aufzeigen. Besondere Beachtung finden ebenfalls Filme der Kategorie „Umweltfilme“ mit dem Motto: „What in the world are we doing to our world?”. Hier soll sich das Publikum mit Umweltproblemen und Lösungen auseinandersetzen. Auch für die kleinen Zuschauer sorgt das Filmfestival. Es werden viele Kinderfilme gezeigt, die dann eine Kinderjury auswählt und prämiert. Weitere Highlights werden dieses Jahr u.a. Stummfilme mit musikalischer Live-Begleitung sein, neue Kinofilme sowie eine Auswahl der Gewinnerfilme der großen Filmfestivals aus Sundance, Cannes und Venedig.
Was den Glamourfaktor und Stars angeht steht Abu Dhabi Hollywood in nichts nach. Zu Gast waren hier Filmgrößen wie Jane Fonda, Catherine Deneuve, Antonio Banderas, Melanie Griffith, Meg Ryan und Bollywood-Star und Ex-Miss World Priyanka Chopra.
Die Filme während des Filmfestivals werden entweder im Emirates Palace oder in der nahegelegenen weniger spektakulären Marina Mall gezeigt. Informationen zum Abu Dhabi Filmfestival findet man unter www.meiff.com.
Das noch bekanntere und ältere Filmfestival der Emirate ist jedoch das Dubai International Film Festival (DIFF). Es wurde bereits im Jahr 2004 unter dem Motto: “Bridging Cultures. Meeting Minds“ gegründet, um für ein besseres Verständnis zwischen den verschiedenen Kulturen zu sorgen. Präsident des Festivals ist Scheich Ahmed bin Saeed Al Maktoum. Das Festival wird organisiert von der Dubai Technology and Media Free Zone Authority und ist eine gemeinnützige kulturelle Veranstaltung. Während im ersten Festivaljahr erst 76 Filme aus 27 Ländern zu sehen waren, verdreifachte sich letztes Jahr nahezu die Anzahl der gezeigten Filme. Insgesamt wurden 181 Filme aus 66 Ländern gezeigt. Auch dieses Jahr können wieder bis zum 31. August kostenlos d.h. ohne Einreichgebühren, Kurzfilme, Langspielfilme und Dokumentarfilme beim Dubai Film Festival eingereicht werden. Das Filmfestival selbst findet vom 9.- 16. Dezember statt. Im Gegensatz zu Abu Dhabi liegt jedoch der Schwerpunkt auf den Ländern: Arabien, Asien und Afrika. Bei vielen anderen Festivals kommen diese Regionen zu kurz. Man will dort vor allem neue Talente fördern und ihnen mit dem Festival eine geeignete Werbeplattform bieten. Für die beiden Wettbewerbskategorien „Muhr Arab Awards“ und „MuhrAsiaAfrica Awards“ sind deshalb ausschließlich Langspielfilme, Dokumentationen und Kurzfilme von Regisseuren mit arabischer sowie asiatischer und afrikanischer Nationalität zugelassen. Nur die Filme in der Sektion „Out of Competition“ stehen auch für andere Nationen offen. Nähere Informationen sind unter www.dubaifilmfest.com zu finden.
In den beiden Wettbewerbssparten werden acht unterschiedliche Preisgelder verteilt. Angefangen vom Preisgeld von US$ 8,000 für den „Besten Kameramann“ bis hin zum „Besten Film“ mit US$ 50,000. Auch für Dokumentar-, oder Kurzfilme können Regisseure beachtliche Geldbeträge erhalten. Vorgeführt werden die Filme während des Festivals im kleinen Madinat Jumeirah Theater, in der Dubai Media City und im Kinokomplex der Mall of the Emirate (MOTE).
Absolutes Highlight sind natürlich auch beim Dubai Film Festival die vielen Stars. Am Abend sieht man Schauspielgrößen wie George Clooney, Sharon Stone, Goldie Hawn, Shahrukh Khan, Aishwarya Rai und Abhishek Bachchan über den langen roten Teppich flanieren und danach genüsslich ihren Champagner schlürfen. Zu den Kinovorführungen gibt es auch Workshops, Seminare und einen Filmmarkt.
Die geschäftsführende Direktorin Shivani Pandya meint dazu: „Der Dubai Filmmarkt ist unsere Plattform um Filme aus Arabien, Afrika und Asien weltweit anzupreisen. Letztes Jahr kam es zu Geschäftsabschlüssen mit Einkäufern aus Europa, Südafrika, Iran, Australien, Nordamerika und dem Mittleren Osten.“ Auch was den Bereich für die Vermittlung für Koproduktionen angeht, hat Dubai inzwischen gute Erfolge zu verzeichnen. Von 33 Filmprojekten sind seit 2007 inzwischen 15 in verschiedene Produktionsstadien eingetreten. Fünf sind mit dem Dreh fertig und einige andere haben schon Preise in Cannes und Sundance gewonnen.
Alles in allem sind beide Festivals hervorragend besucht. Neben ausländischen geladenen Gästen wird das Festival auch rege von emiratischen Einheimischen und Expats besucht. Hier erblickt man ein interessant gemischtes Publikum. Einige Araber tragen ihre traditionelle Tracht, das Thawb, ein weites, knöchellanges Gewand und die typische rotweiß karierte Kopfbedeckung. Andere widerrum sieht man in Jeans und mit keck über den Kopf gestülpten Baseballkappen umhermaschieren. Bei den Vorführungen sitzen, mit der Abaya verschleierte Frauen nur ein paar Schritte von Frauen in moderner westlicher Kleidung entfernt. Man hört ein Stimmengewirr aus arabisch, englisch und anderen Sprachen. Es ist ein faszinierendes kosmopolitisches Ambiente.
Die Vorstellungen sind vor allem besonders gut besucht, da hier das Publikum die einzige Möglichkeit bekommt unzensierte bzw. ungekürzte Filmfassungen zu sehen. Die Organisatoren möchten den eingeladenen Regisseuren natürlich nicht zumuten, eventuell gekürzte oder zerschnittene Versionen ihrer Werke zu zeigen. „Sittenwidrige“ Filmbeiträge werden deshalb im Festivalkatalog nur dick mit roter Farbe markiert. Zu lesen sind dann dazu Vermerke wie: „ Film enthält: dargestellte Sexualität, Kraftausdrücke oder derbe sexuelle Szenen.“ Normalerweise wird jedes eingeführte Medium in die VAE strengstens von der emiratischen Landesmedienagentur hin auf eventuelle Verstöße gegen Moral und Wertvorstellungen kontrolliert. Verboten sind pornographisches Material, Kritik oder Beleidigung des Islams oder an der emiratischen Regierung, sowie persönliche Meinungen, die gegen die öffentliche Ordnung und Disziplin verstoßen, oder zu Aufruhr und Rebellion aufrufen. Diese Medien werden dann entschärft indem man sie zurechtschneidet oder ganz verbannt. Im Jahr 2005 wurden beispielsweise aus genannten Gründen Filme wie die Oscarpreisträger „Der Englische Patient“, „Syriana“ oder „Brokeback Mountain“ in den Emiraten zensiert bzw. letzterer gar ganz verboten.
Im Gegensatz zu anderen Golfstaaten wie Kuwait oder Saudi Arabien sind die Emirate, was Filme angeht, noch äußerst tolerant. Laut dem Libanesen Salim Ramia, Gründer und Vorsitzender von Golf Films, werden fünfzig Prozent der Filme in Kuwait ganz verboten, da dort u.a. nackte Haut und/oder Alkohol trinkende Personen gezeigt wurden. Am härtesten ist die Situation in Saudi Arabien. Dort gibt es seit drei Jahrzehnten auf Druck der konservativen Religionsführer ein generelles Kinoverbot.
Daher ist es äußerst erfreulich und begrüßenswert, dass die Emiratische Regierung mit Enthusiasmus das weltweite Filmschaffen mit fördert und auf den Filmfestivals unzensierte Filme zeigt.
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