Vogelparadies in Dubai: Ras Al Khor Wildlife & Waterbird Sanctuary
von Myriam AlexowitzEine interessante Abwechslung zum Shopping und Sonnenbaden bietet ein Besuch von Dubais einzigartigen Naturschutzgebiet Ras Al Khor Wildlife & Waterbird Sanctuary, das mitten im Herzen von Dubai City liegt - ein Paradies für Vögel, Naturliebhaber und Ornithologen.

Viele Flamingos überwintern in Dubai
Foto: Hans Hillewaert/Lizenz
Immer mehr Vögel wählen Dubai als ihr neues Zuhause aus. Grund dafür ist die zunehmende Bewässerung und Errichtung von Grünflächen. Die Parkanlagen sind voller Vögel, an manchen Tagen kann man sogar um die 70 verschiedene einheimische Arten zählen. Aber auch immer mehr Zugvögel lassen sich hier nieder. Dubai liegt auf der Flugroute zwischen Europa, Asien und Afrika. Im Frühling und Herbst machen hier mehr als 20,000 Wasservögel Rast, von denen hier sogar ein paar tausend überwintern.
Am besten kann man die Vögel in Dubais Naturschutzgebiet dem Ras Al Khor Wildlife & Waterbird Sanctuary (RAKWS) an der Oud Metha Road beobachten. Am südlichen Ende des langen Meeresarms, dem Dubai Creek, wird das Wasser sehr flach und bildet ein schlammiges Feuchtgebiet. Dieses 6,2 Quadratkilometer große Areal mit Mangrovengewächsen, Salzlachen, kleinen Lagunen und Sandbänken sowie Wattflächen war schon von jeher ein Rastplatz für Zugvögel. Im Jahr 1998 wurde Ras Al Khor Wildlife & Waterbird Sanctuary offiziell von der lokalen Verwaltung zum Naturschutzgebiet erklärt. Die formelle internationale Anerkennung erhielt das Emirat jedoch erst im Jahr 2007 nach Prüfung der Vertragsparteien der Ramsar Konvention. Dieses internationale vertragliche Übereinkommen über Feuchtgebiete wurde 1971 in der iranischen Stadt Ramsar von Ländern und Nicht-Regierungs-Organisationen abgeschlossen und trat 1975 in Kraft. Durch den Vertrag wollte man den zunehmenden Verlust und die Zerstörung von Feuchtgebieten Einhalt gebieten. Der Vertrag beinhaltet Definitionen und Richtlinien über Feuchtgebiete sowie Rahmenbedingungen für nationale Maßnahmen und die internationale Zusammenarbeit. Im Fokus der Arbeit stehen die Erhaltung von Feuchtgebieten sowie die sinnvolle Nutzung der vorhandenen Ressourcen. Die Nation mit den größten aufgelisteten Feuchtgebieten ist Kanada mit insgesamt 130,000 km² Fläche. Zurzeit gehören der Ramsar Konvention 157 Vertragspartner an, darunter nun auch die Emirate. Ras Al Khor gehört weltweit zu den wenigen städtischen Feuchtschutzgebieten in der Welt.
Obwohl Ras Al Khor von Schnellstraßen umgeben und an den Randzonen mit Häusern und Hotels bebaut ist, scheinen die Vögel sich davon nicht stören zu lassen. Im Gegenteil der Zustrom der Vögel hat zugenommen. Durch die rasante Bebauung und Zersiedlung ging für die Tiere immer mehr Lebensraum verloren. Hier haben sie eine Oase der Ruhe für sich entdeckt. Die Stadtverwaltung hat fürsorglich das Gebiet umzäunen lassen. Täglich patrouillieren hier rund um die Uhr RAKWS-Inspektoren und Dubais Polizei, um nach dem Rechten zu sehen. Das Reservat ist für Besucher von Samstag bis Donnerstag von 9 – 16 Uhr kostenlos geöffnet.
Auf dem Gelände gibt es drei hervorragende Vogelbeobachtungsstationen. Von den Aussichtsplattformen können die Vögel aus nächster Nähe durch bereitgestellte Ferngläser beobachtet werden. Zu entdecken gibt es beispielsweise Reiherläufer, den Sokotrakormoran, die Weißstirnlerche, den Pupurnektarvogel, Stockenten, Rohrweihen, Sumpfläufer und Fischadler, aber auch viele Insekten und einige Reptilien. Beeindruckend sind hier nicht nur die 25000 Vögel aus 80 unterschiedlichen Arten, sondern auch die erstaunlich vielfältige Flora und Fauna, bestehend aus ca. 500 Spezies.
Hauptattraktion des Naturschutzgebietes sind jedoch die anmutig rosafarbenen Flamingos der Art Phoenicopterus roseus, leicht zu erkennen an ihrem langen dünnen Hals, den dünnen Beinen sowie an dem dicken, nach unten gebogenen rosafarbenen Schnabel mit schwarzgefärbter Spitze. Bis Anfang der 80 er Jahre wurden die Flamingos noch gejagt. Mitte der 80er Jahre erteilte der damalige Sheikh Rashid dann ein Jagdverbot. Seitdem hat sich ihre Population wieder erholt.
Im Winter verweilen an die 2000 Tiere von ihnen hier. In der restlichen Jahreszeit sind es um die 500 Vögel. Es ist die größte Flamingokolonie der Golfküste. Inzwischen sind diese Vögel zum Maskottchen für „Dubai’s Wild Life protection program“ geworden. Die Stadt Dubai ist ziemlich stolz darauf, dass sich die Tiere ausgerechnet hier niedergelassen haben, denn Flamingos sind sehr wählerisch bei der Auswahl ihres Winterquartiers. Es muss für sie genau das richtige Verhältnis zwischen Klima, Luft, Vegetation und Nahrung herrschen. Im salzigen Schlickboden des auslaufenden Meeresarms finden sie genügend Nahrung wie planktonhaltige Algen, Würmer und Kleinkrebse. Außerdem fehlt hier der Nahrungskonkurrent Fisch. Da wo zahlreiche Fische sind, sucht man vergebens nach Flamingos. Die Umweltabteilung der Dubaier Stadtverwaltung sorgt ebenfalls dafür, dass die majestätischen Vögel das ganze Jahr über genügend Futter finden. Die Fütterung können Besucher täglich um 9.30 Uhr beobachten. Im Auftrag der Stadtverwaltung haben die Betreuer des Reservats nun auch künstliche Nester gebaut, um die Tiere zum Brüten zu bewegen. Man darf gespannt sein, ob diese Aktion Früchte tragen wird. Wer die Flamingos im Ras al-Khor besonders gut beobachten will, der hat dazu die Gelegenheit in einer kleinen, erhöht gelegenen Hütte aus Schilfrohr, die man über schmale abgeschirmte Wege erreicht. Hier ist man den Vögeln relativ nahe, ohne sie zu stören. Inzwischen wurde Ras Al Khor auch von der Organisation BirdLife International als „Important Bird Area (IBA)“ deklariert und ist damit ein hochinteressantes Reiseziel für Ornithologen.
Das Ras Al Khor Zentrum wird sich demnächst baulich vergrößern. Die Umweltabteilung der Dubaier Gemeinde arbeitet mit dem WWF VAE zusammen. Geplant ist die Einrichtung einer Forschungsstation mit Labor, ein kleines meeresbiologisches Labor gibt es bereits. Außerdem soll ein hochmodernes Besucherzentrum mit ausreichend Informations- und Bildungsmöglichkeiten entstehen, inklusive Rezeption, Lounge mit Schaukästen, einer live CCTV Beobachtungsstation, Multimedia-Bibliothek, Verwaltung, Cafeteria und einem Fußweg entlang der Mangroven. Gesponsert wird das ganze Projekt von der National Bank of Dubai.
Nicht nur die Touristen, sondern auch die Einwohner Dubais sollen für diese einzigartige Landschaft sensibilisiert werden, damit zukünftig das natürliche Erbe weiterhin bestehen bleibt. Wer geführte Vogelbeobachtungen wünscht, kann sich beim Dubai Tourism Office erkundigen.
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