Messe in Dubai: GITEX Technology Week 2009 - Präsentation des ersten arabisch sprechenden humanoiden Robotors Ibn Sina
von Myriam AlexowitzVom 18.-22. Oktober 2009 fand im Dubai International Convention and Exhibition Centre (DICEC) die 29. GITEX TECHNOLOGY WEEK statt. Organisiert wurde sie vom Dubai World Trade Centre. Highlight der Messe war der erste arabisch sprechende humanoide Roboter.
Ibn Sina stand Pate für den Roboter
Das Forschungsunternehmen International Data Corporation (IDC) berichtete, dass der IT-Markt des Nahen Ostens im Jahr 2009 ein Wachstum von etwa 8 Prozent, und damit eins der stärksten weltweit, erleben wird. Aus diesem Grunde waren dieses Jahr besonders viele Aussteller und Fachbesucher vertreten.
Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, Premierminister der VAE sowie Vizepräsident und Herrscher von Dubai, eröffnete nicht nur die größte ICT-Messe der Region, sondern machte sich gleich auch einen persönlichen Eindruck von der Ausstellungsfläche. Mehr als 3.000 Unternehmen aus 65 Ländern waren auf der diesjährigen Messe, die eine Fläche von 72.000 Quadratmetern einnahm, vertreten. Erstmals auch Länder wie Weißrussland, Lettland, Norwegen und Portugal waren hier zu Gast. Zu den anwesenden bekannten Branchenführer zählten Aastra, Avaya, Brother, Cisco, Dell, du, Dubai Internet City (DIC), Etisalat, NEC Philips, Oracle, Panasonic, Pro Technology, Sanyo, Symantec, Telecommunications Regulatory Authority (TRA), Thuraya und Verbatim.
Geschäfts- und Fachbesucher aus aller Welt hatten in diesen fünf Tagen die Möglichkeit, einige der ausgestellten Innovationen und Produkte der Spitzentechnologie zu testen und an über 40 Vorträgen und Seminaren teilzunehmen. Zu den internationalen Referenten im Rahmen der diesjährigen Konferenz gehörten unter anderem Bobby Cameron, VP, Principle Analyst, Forrester, Katja Ruud, Research Director und Agenda Manager, Gartner Research sowie Sandy Carter, VP, IBM Software Group Worldwide Channels der IBM Corp. Eine mit großer Spannung erwartete Rede hielt Steven Guggenheimer, Vizepräsident des Bereichs OEM der Microsoft Corporation. Er präsentierte das neue Betriebssystem Windows 7, das eine deutliche Vereinfachung zu seinem Vorgänger Windows Vista bringen wird.
Eine besonders originelle und innovative Attraktion der Messe war am Ausstellungsstand der Acapela Group zu bewundern. Hier wurde der weltweit erste arabisch und englisch sprechende humanoide Roboter vorgestellt. Auf dem ersten Blick erscheint der Roboter Ibn Sina wie ein durchschnittlich aussehender Mann aus dem Mittleren Osten in orientalischer Tracht mit fein gestutztem Bart und arabischer Kopfbedeckung. Er begrüßt die Besucher mit einem freundlichen „Hello“ oder „Salam Aleikum“ und wendet nach weiterer Aufforderung gemäß arabischer Tradition seine Nase zur weiteren Begrüßung zu. Seine Augen weiten sich, wenn er eine kleine arabische Konversation beginnt und auf Fragen antwortet. Ibn Sina hat ebenfalls die außergewöhnliche Fähigkeit, sich an die Dinge zu erinnern, die er vorher gesagt oder getan hat. Erst beim näheren Hinsehen fällt auf, das man nicht mit einem Menschen, sondern mit einem Roboter spricht.
Neun Jahre dauerte die Entwicklung dieses menschenähnlichen Roboters, der aus Madam Tussauds Wachsfigurenkabinett entsprungen zu sein scheint. Die Pionierarbeit leistete dafür die UAE University’s Interactive Robots and Media Lab in Al Ain. Benannt wurde der Roboter nach dem berühmten muslimischen Arzt, Philosophen und Wissenschaftler aus dem elften Jahrhundert. Dr. Nikolaos Mavridis, Roboteringenieur und Laborleiter, gab ihm deshalb diesen Namen, da der historische Ibn Sina einst großes Vorbild für die arabische Welt war. Er will damit wieder die Aufmerksamkeit auf die Werte dieser Figur lenken.
Die Software für die neue arabische Stimme des Roboters heißt Nizar und wurde von der in Frankreich ansässigen Firma Acapela entwickelt und geliefert. Die Firma bietet bereits 25 verschiedene Sprachsoftwaren auch mit Akzenten zur Auswahl an. Acapelas Text-to-Speech-Lösung, die auch als Sprach-Synthese bekannt ist, verwandelt in Echtzeit einen schriftlichen Text in Worte, die dann automatisch laut gesprochen werden. Text-to-Speech moduliert die Geschwindigkeit, Pausen und Töne des gesprochenen Wortes mit Männer-, Frauen- oder Kinderstimmen. Auch mit Nizar kann man jeden Inhalt vertonen, unabhängig von der Zielplattform oder Dienstleistung. Es ist kompatibel mit Servern wie Macs und PCs, und auch einsetzbar auf mobilen Geräten wie iPhone oder Web-Services. Abnehmer für die Sprachsoftwaren sind bisher Telekom, Informationsdienste und Callcenter. Laut Antoine Kauffeisen, Vice-President von Acapela hört sich Nizar sehr natürlich an und hilft jedem, der mit dem Roboter Ibn Sina sprechen möchte, ein Gespräch aufzubauen.
Dr. Nikolaos Mavridis meint, dass Ibn Sina mehr ist als nur eine Computer-Spracherkennungs-Software, die nur Worte ausspucken kann. Viele Jahre harter Arbeit haben dazu geführt, die Kluft zwischen Mensch und Computer zu überbrücken und die Beziehung etwas vertrauter zu machen. Computer können sich nun in gewisser Weise mit Menschen unterhalten. Um diesen Prozess voranzutreiben, bekommen Roboter wie Ibn Sina demnächst auch ein eigenes Facebook-Profil. Diese Seite wird mit Interaktionen und Fotos bestückt werden. Wie bei den echten Facebookusern wird man Ibn Sina in Gesellschaft und im Austausch mit Freunden sehen. Seine Entwickler hoffen, dass die Einbettung in ein soziales Netz zeigen wird, dass eine nachhaltige Freundschaft zwischen Mensch und Maschine wachsen kann. Dr. Nikolaos Mavridis hofft, dass mit der Zeit die noch herrschende Abneigung der Menschen gegenüber der Maschine schwinden wird.
Ob sich dieses Konzept durchsetzt, ist fraglich. Es könnte passieren, dass die Menschen schon nach wenigen Wochen das Interesse verlieren, zumal nach einiger Zeit das Verhaltensrepertoire der Maschine erschöpft ist. Wer einen Eindruck vom sprechenden Robotermenschen Ibn Sina bekommen möchte, findet bei Youtube unter: Ibn Sina Arabic Speaking Humanoid Robot Interacting with Students at IRML (English Subtitles) einen kurzen lustigen Filmausschnitt.
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