Dubai präsentiert das weltweit erste geklonte Kamel
von Myriam AlexowitzNicht nur in Europa klont man Tiere,- auch im fernen Dubai wird eifrig geforscht. Am 8. April 2009 wurde das weltweit erste geklonte Kamel im Dubaier Camel Reproduction Centre (CRC) geboren. Nun sind acht Monate vergangen. Die Wissenschaftler ziehen Bilanz und stellten am Montag den 7. Dezember in einer besonderen Feier das Wunderkamelkalb erneut vor.
In Dubai werden Kamele geklont
Das Gebäude des Camel Reproduction Centre an der Hatta road bei Nakhali wirkt nach außen hin eher bescheiden. Doch der Schein trügt, hier arbeitet Dubais wissenschaftliche Elite der Biotechnologie. Gegründet wurde das Zentrum 1989 von Mohammed bin Rashid Al Maktoum, dem Premierminister und Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate und Emir von Dubai. Der Scheich will Dubai zum weltweit führenden Kamelzucht-Forschungszentrum machen. Interessiert ist er vor allem an einer stetigen Verbesserung seiner Hochleistungs-Rennkamele. Doch nicht nur Züchtung, sondern auch die Erforschung alter und neuer Kamelrassen steht im Institut an der Tagesordnung. Mit der Produktion des Kamelkalbs Injaz ist dem Team erstmals ein sensationeller Durchbruch gelungen. Injaz bedeutet übersetzt Erfolg, und dieser scheint sich in dem geklonten Kalb realisiert zu haben. Laut der Institutsleiterin Dr. Lulu Skidmore weist das geklonte Kamel ein völlig normales Verhalten auf. Es schnuppert, es spuckt wie jedes weibliche Kamelkalb, und es geht ihm gut. Auch Größe und Gewicht (80 kg) entsprechen seinem Alter.
Das Kamel Injaz wurde ursprünglich aus den Cumulluszellen einer 2005 geschlachteten erwachsenen Kamelstute kreiert. Die Cumulluszellen umgeben normalerweise ein heranreifendes Ei und werden bei der Ovulation abgestoßen. Die Zellen wurden zunächst in flüssigem Stickstoff eingefroren. Nach der sogenannten Roslin-Technik wurden dann die adulten Zellen mit unreifen Eizellen fusioniert, aus denen zuvor der Zellkern (Erbinformation) entfernt wurde. Zur Anregung des natürlichen Programms der weiteren Entwicklung wurde die Eizelle einem elektrischen Impuls bzw. einem chemischen Stimulus ausgesetzt. Dieser löste die Verschmelzung aus. Die Eizelle verhielt sich fortan wie eine befruchtete Eizelle: sie teilte sich. Danach wurde der geklonte Embryo nach wenigen Tagen im Reagenzglas in die Gebärmutter der Leihmutter, mittels Mikroinjektion eingepflanzt. Die Schwangerschaft wurde 20 Tage später durch Ultraschall diagnostiziert und danach für die nächsten 12 Monate überwacht. Laut der Institutsleiterin Dr. Lulu Skidmore verlief die Schwangerschaft der Leihmutter völlig unproblematisch und Injaz wurde nach 378 Tagen geboren. Nach der Geburt wurde seine DNA im Genetik-Labor des Dubaier Central Veterinary Research Laboratory untersucht, um zu bestätigen, dass Injaz tatsächlich ein Klon der ursprünglichen Kamelstute ist.
Für Dr. Nisar Ahmad Wani, Senior Reproductive Biologist vom Camel Reproduction Centre, jedenfalls ist Injaz das absolute wissenschaftliche Erfolgserlebnis von 2009 – auch weil weltweit die Erfolgsrate beim Klonen nur bei etwa einem Prozent liegt. Sie sieht in der Reproduktionstechnologie eine nützliche und profitable Anwendung. Ihrer Meinung nach können auf diese Weise die Gene leistungsfähiger Rennkamele und Milchkamele konserviert und an spätere Generationen weitergegeben werden. Vor allem wenn diese einmal krank, verletzt oder alt werden würden. Bisher lag der Fokus ihrer Arbeit vor allem auf dem Embryo-Transfer und der künstlichen Befruchtung. Da die wertvollen Rennkamele während einer mehrmonatigen Schwangerschaft nicht bei Rennen eingesetzt werden können, ist man dazu übergegangen, Leihmütter die Embryonen austragen zu lassen. Mit Hilfe der neuen Techniken können nun über zwanzig solcher Kamele von ein und derselben Mutter produziert werden.
Die Tiere werden mit solch einer Einstellung jedoch zu bloßen Nutzungsobjekten degradiert. So vielversprechend der Nutzen des Klonen für den einen oder anderen erscheinen mag. Es sollte nicht vergessen werden, dass Klonen zu einer Einschränkung der genetischen Vielfalt führt. Schon heute sind durch die weit verbreitete Anwendung der Reproduktionstechnologien bei Tieren etliche Haustierrassen ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Dieser Trend wird durch Klonen verstärkt. Nur die immer neue Kombination von Genen gewährleistet auf lange Sicht eine ständige Anpassung an veränderte Situationen und ermöglicht eine kontinuierliche Verbesserung.
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