Sheikh Abdul Aziz Al Nuaimi und Emiratische Umweltschützer starten Lobby zum Schutz der Antarktis
von Myriam AlexowitzAm 1.12.1959 unterzeichneten 12 Staaten in Washington den sogenannten Antarktisvertrag. Seitdem sind dem Vertrag weitere 36 Staaten beigetreten. Emiratische Umweltschützer machen sich dafür stark, dass jetzt auch die emiratische Regierung den Schutzvertrag unterzeichnet.
Die Antarktis
Unendliche Weiten aus Eis und Schnee so weit das Auge blicken vermag. Die Antarktis, ein Gebiet doppelt so groß wie Australien, ist die letzte große zusammenhängende Region der Erde, die vom Menschen noch weitestgehend unbeeinflusst ist. Das Gebiet erstreckt sich fast vollständig südlich des südlichen Polarkreises und ist zu 95 Prozent von einer rund vier Kilometer dicken Eisdecke überzogen. Die ältesten Eisschichten sind hier über 200.000 Jahre alt und zeigen wichtige Stufen in der Erdgeschichte. Auch liegen in diesem Gebiet 70-80 Prozent aller Süßwasserreserven als Eis gespeichert. Seit 2002 ist der antarktische Eispanzer kleiner geworden. Laut einer Studie der Universität Colorado schmelzen dort jährlich 150 Kubikkilometer Eis. Das vollständige Abschmelzen seiner Gletscher würde einen Anstieg des Meeresspiegels um fünf Meter bewirken, was zur Überschwemmung zahlreicher dicht besiedelter Küstenregionen, Inseln und von weiten Landstrichen führen würde. Weitere Sorgen bereiten den Forschern, die dort seit über 120.000 Jahren im Eis eingeschlossenen Bakterien. Sie könnten durch die Eisschmelze wieder ins Leben zurückkehren und den Menschen gefährlich werden, da unsere Antibiotika wenig gegen sie ausrichten können. Aus diesem Grunde ist der Erhalt dieses riesigen Naturschutzgebietes von immenser Bedeutung.
Vor einigen Jahren entdeckten Wissenschaftler in der Antarktis heiß begehrte Bodenschätze wie Erdöl, Erdgas, Kohle, Platin, Gold, Titan-, Chrom-, Eisen- Uran- und Kupfererz. Die Ausbeutung der Rohstoffe der Antarktis könnte jedoch nur einhergehen mit dem Bau von Bergwerken, Industrieanlagen und Häfen. Dies hätte jedoch negative Auswirkungen auf die antarktische Umwelt und das globale Klima. Außerdem wären die Abbaukosten immens hoch. Bisher siegte die Vernunft über die Profitgier. Auch dank des 1961 in Kraft getretenen Antarktisvertrags, der wohlweißlich vorrauschauend 1959 ins Leben gerufen wurde. Er untersagt den Abbau bzw. die wirtschaftliche Nutzung des Gebiets bis zum Jahr 2041. Bisher unterschrieben 48 Nationen den Vertrag, darunter Länder wie Argentinien, Australien, Belgien, Chile, Frankreich, Großbritannien, Japan, Neuseeland, Norwegen, Sowjetunion, Südafrikanische Union, USA, Polen, Deutschland, Indien, China und andere. Ziel dieser internationalen Übereinkunft ist es, das ökologische Gleichgewicht in der Antarktis zu wahren und das Gebiet gemeinsam nur für friedliche und wissenschaftliche Forschung zu nutzen.
Die ehrenamtliche emiratische Umweltschutzgruppe (EEG) mit Sitz in Dubai wünscht sich nun, dass ihre Regierung den Antarktisvertrag ebenfalls unterzeichnet. Generell ist die emiratische Regierung gegen die Erdölförderung und den Bergbau in dieser Region. Wenn die Umweltschutzkampagne erfolgreich ist, werden die VAE die erste Nation im Nahen Osten sein, die den Vertrag unterzeichnet. Der Staat könnte damit eine wichtige Rolle zum weiteren Schutz des weißen Kontinents spielen.
Bereits im März dieses Jahr nahm Sheikh Abdul Aziz Al Nuaimi von der Herrscherfamilie Ajman an einer Expedition in die Antarktis teil. Der „Grüne Scheich“, wie er sich selbst gerne nennt, wollte sich mit eigenen Augen über die Auswirkungen des Klimawandels in der Antarktis überzeugen. Er nahm eine Kamera und Aufzeichnungsgeräte mit, um alles zu dokumentieren, u.a. auch die Stärke der UV-Strahlung sowie die Auswirkungen des Ozonschichtabbaus.
Zusammen mit 70 anderen Teammitgliedern passierte er die gefürchtete Drakestrasse, eine Wasserstraße zwischen der Südspitze Südamerikas (Kap Hoorn) und der Nordspitze der antarktischen Halbinsel. Weiter besuchte er King George Island, die rund 120 Kilometer vor der Küste des antarktischen Festlands liegt und die dort ansässige russische Forschungsstation Bellinghausen. Sheikh Abdul Aziz Al Nuaimi meinte, dass er hier in diesem entfernten Winkel der südlichen Hemisphäre, weit weg von Familie, Heimat und dem Alltag den notwendigen Abstand und die Ruhe bekam, um über die anstehende wichtige Aufgabe nachzudenken. Er betrachtet die Antarktis als eine ungemütliche Zone, in der man seine seelischen, geistigen und emotionalen Muskeln dehnt. Schon als Sechsjähriger hatte der Scheich ein starkes Umweltbewusstsein. Sein Vater, der mit Sheikh Zayed einer der besten Falkner in den Vereinigten Arabischen Emiraten war, sagte stets, dass man von den Falken lernen könnte, - sie nehmen nur was sie brauchen und nicht was sie sich wünschen. Später in der Schule interessierten Sheikh Abdul Aziz Al Nuaimi besonders für die Naturwissenschaften, die ihn dann zum Bachelor-Abschluss in Chemie und Petroleum Ingenieurwesen führten. 1992 arbeitete er als Prozessingenieur in der Erdölindustrie vor der Küste Abu Dhabis. Diese Zeit war eine wertvolle Lernerfahrung für ihn. Zumal er die Auswirkungen der Erdölindustrie bezüglich der CO2-Emissionen und Schwefeldioxid-Emissionen sah. Viele Menschen starben aufgrund der Emissionen schon mit 35 und 40 Jahren. Nach drei Jahren verließ er die Insel und entschloss sich für einen Berufswechsel vom Umweltverschmutzer zum Umweltschützer. Innerhalb von zwei Jahren machte er seinen Magisterabschluß in Umweltwissenschaften und promovierte anschließend über das Thema industrielle Ökosysteme. 1996 wurde er zum Vorsitzenden der Environment Friends Society gewählt, eine Organisation von Freiwilligen mit mehr als 400 Mitgliedern in Abu Dhabi und Dubai.
Sheikh Abdul Aziz Al Nuaimi und seine königliche Familie unterstützen ebenfalls den britischen Polarforscher und Umweltaktivisten Robert Swan. Dieser sorgt sich darum, dass der Antarktisvertrag möglicherweise modifiziert oder kurzerhand geändert werden könnte. Aus diesem Grunde rief er die Organisation 2041 ins Leben mit dem Ziel, sich für den dauerhaften Schutz der Antarktis einzusetzen. Als Zeichen reist er seit vielen Jahren mit seiner Yacht namens 2041 unter dem Motto „Voyage for Cleaner Energy“ um die Welt. Das Boot besteht aus wiederverwertbaren Kunststoffen und wird mit Solarenergie betrieben. Die Reise wird auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung im Jahr 2012 enden.
Gemeinsam mit dem Scheich, der Emirates Environmental Group, iLearn, ein Schulungs-und Beratungsunternehmen mit Sitz in Dubai und Dr. Mohammad Al-Kindi, ehemaliger Minister für Umwelt und Wasser-und UN-Botschafter, will Swan demnächst einen nationalen Wettbewerb für Führungskräfte und Geschäftsleute ausrichten. Die Gewinner erwartet eine abenteuerliche Expeditionsreise in die Antarktis im Jahr 2011. Zusammen mit Robert Swan und weiteren weltweiten Führungskräften werden sie die Einzigartigkeit und Faszination dieses weißen Kontinents sowie sein sensibles Ökosystem erfahren. Auf diese Weise hofft Swan noch mehr einflussreiche Mitstreiter für seine Aktion zu gewinnen.
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