Das Leid mit der Traumfigur: Magersucht kommt auch in den VAE immer häufiger vor
von Myriam AlexowitzViele emiratische Frauen träumen davon so schlank wie die Models auf den Titelblättern von Vogue oder Cosmopolitan auszusehen. Westliche Maßstäbe haben inzwischen auch in den VAE Einzug gehalten. Der Druck diesem Ideal zu entsprechen bleibt oft nicht ohne Folgen.
Laut einer Umfrage von fast 500 emiratischen Studentinnen an der Zayed Universität und am Abu Dhabi Women’s College (ADWC) zeigt dass ein Viertel von ihnen unter Essstörungen leidet. 25 Prozent der emiratischen Frauen im Alter zwischen 19 und 25 Jahren sind bereits untergewichtig. Amani Al Hashemi, Studentenberaterin am Abu Dhabi Women’s College und ihr Kollege Dr. Justin Thomas, Assistant Professor für Klinische Psychologie an der Zayed University, werden demnächst die Ergebnisse ihrer Studie im internationalen Forschungsjournal „Appetite“ veröffentlichen. Sie untersuchten, wie sehr die Medien die Selbstwahrnehmung und das Körperbild der emiratischen Frauen heutzutage beeinflussen. Laut Dr. Justin Thomas haben sie ihre Studie auf die Universität konzentriert, weil sie hier eine besonders gefährdete Gruppe finden.
Viele der Frauen riskieren ihre Gesundheit, da sie unbedingt schlank aussehen wollen. Im Vergleich zu ihren Vorbildern fühlen sie sich fett und unattraktiv. Die Untersuchung offenbart, dass viele junge Frauen in den VAE eine unrealistisch verzerrte Darstellung ihres weiblichen Körpers haben. 75 Prozent gaben an, entsprechende Zeitschriften zu lesen Sie bedenken nicht, dass fast die meisten Werbefotos digital geschönt wurden. Wenn Teenager und Frauen diese Bilder sehen, werden sie am Ende unglücklich mit sich selbst. Weiteren großen Einfluss übt das Fernsehen aus. Rund 90 Prozent der Studentinnen gab an mindestens 17 Stunden die Woche fernzusehen. Die Frauen empfinden die vorgeführten Modelle als getreue Abbilder der Wirklichkeit.
Das Fatale sind nach Dr. Justin Thomas auch die widersprüchlichen Werbeaussagen. Sie zeigen spindeldünne Modells, die genüsslich einen Burger essen. Die implizierte Botschaft lautet, diese Dinge ohne Reue essen zu können und dabei gleichzeitig in der Lage zu sein mager zu bleiben. Die jungen Frauen zweifeln an sich, da dies unmöglich ist, und sie fühlen sich als Versager.
In der Regel suchen die Studentinnen meist selbst keine Hilfe auf. Sie sehen ihre Essstörungen nicht als krankhaft an, da selbst die Mode auf ein Idealmaß hin ausgerichtet ist. Sie können damit ihre dünnen Körper oft gut darunter verstecken. Die gravierendsten Vorfälle sind, wenn die Frauen vor Kraftlosigkeit während der Unterrichtsstunden in Ohnmacht fallen. Dann versuchen Amani Al Hashemi und ihre Kolleginnen mit den Mädchen und Eltern über das Problem zu reden. Da Krankheiten wie Magersucht und Bulimie ein relativ neues Phänomen in den VAE sind und es noch zu wenig kompetente Anlaufstellen gibt, reisen viele emiratische Familien mit ihren Töchtern deshalb ins Ausland. Wichtig wäre es, zukünftig gegen die “irreführenden und standardisierten Körperbilder” anzugehen und noch mehr Beratungsstellen einzurichten.
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