Erste interaktive Gaming-Physiotherapie für Kinder in Dubai
von Myriam AlexowitzKeine langweilige Krankengymnastik mehr! Mit der neuen Videospiel-Technologie Vwalk können Kinder mit Gehproblemen nun endlich spielerisch ihre Übungen meistern.
Erfinder der einfachen und kostengünstigen Therapie sind die beiden Informatikstudenten Shawn Frank (19 Jahre) und Bhavik Salvi (22 Jahre) von der Universität Wollongong Dubai (UOWD). Das Vwalk-Projekt entstand im Rahmen ihrer Diplomarbeit. Sie wollten etwas erfinden, von dem möglichst viele Menschen profitieren können. Beim Sammeln von Ideen stießen sie bei Youtoube auf ein Video, das ein Kind bei einer Physiotherapie zeigt. Das Kind hatte keinerlei Spaß und sträubte sich gegen die Übungen. Der Krankengymnast verlangt von den Patienten Routineübungen, die für sie nicht nur monoton, sondern auch schmerzhaft waren. Gerade nach einem Unfall fällt es den Betroffenen besonders schwer, bestimmte Übungen zu machen. Als Shawn Frank und Bhavik Salvi das sahen, dachten sie sich: „Warum nicht das ganze interaktiv zu gestalten?“ Gesagt getan.
Das Basiswissen für das Konzept des virtuellen Gangs, auf dem die Vwalk Technologie basiert, lieferte ein Absolvent der Carnegie Mellon University in den USA. Die beiden Dubaier Studenten entwickelten unter Aufsicht ihres Professors Dr. Oroumchian das Konzept dann weiter. Um einen realistischen Eindruck über die Umsetzung ihrer Idee zu bekommen, nahm der Professor die beiden Tüftler mit in ein Therapiezentrum. Oft hören sich nach Meinung des Professors die Ideen seiner Studenten sehr erfolgsversprechend an, sind dann aber leider oft in der Realität nicht anwendbar.
Shawn Frank und Bhavik Salvi hatten jedoch Glück,- ihr Projekt funktionierte. Die innovative Spaß-Therapie setzt sich zusammen aus einer drahtlosen Wii-Fernbedienung, einem Projektor, einem interaktiven Display für den Anwender, einem infrarot Erkennungssystem und der Software. Auf einer Oberfläche wird ein virtuelles Bild projiziert. Die Kinder können hierbei virtuell auf einem Weg oder einer Straße laufen und beispielsweise Hindernissen wie Schlaglöchern ausweichen. Sie können aber auch einen Ball kicken. Das System beinhaltet mehrere Spiele. Um das ganze zu dokumentieren bzw. zu lenken, sind an den Schuhen oder an den Füßen der Kinder Sensoren angebracht, die in Echtzeit die einzelnen Bewegungen zum Computer senden. Eine freundliche Stimme motiviert die Kinder mit Beifallsrufen und Aufmunterungen bzw. gibt ihnen Rückmeldungen. Erhöht wird der Spaßeffekt mit weiteren witzigen Kartoonbildern. Der Vorteil dieser interaktiven Therapie ist, dass die Patienten somit nicht mehr nur auf ihre Schmerzen fokussiert sind, sondern abgelenkt werden. Auf diese Weise können sie sich gut auf die Übungen konzentrieren. Das ganze führt dann zu besseren Resultaten.
Die Vwalk-Technologie kann sowohl beim Physiotherapeuten als auch zu Hause angewendet werden. Zurzeit kann das System vier Kinder gleichzeitig erfassen und dem Therapeuten von jedem einzelnen Kind eine Übersicht über die Behandlung und Fortschritte vermitteln. Das angenehme für die Therapeuten selbst ist, dass sie sich frei bewegen können und weder Maus noch Tastatur während der Übungen bedienen müssen.
Für Shawn Frank und Bhavik Salvi war es wichtig, dass die Patienten ermutigt werden, sich selbst zu motivieren. Sie hoffen, dass diese Art der neuen Therapieform den Fortschritt der Patienten, um mindestens 5 bis 10 Prozent im Vergleich zur herkömmlichen Therapie steigern wird. Im April 2010 gewannen sie bereits mit ihrem Vwalk den Top Award im Wettbewerb der Software Development Trade Show in Dubai.
Dr. Oroumchian meint, dass der erste Prototyp des Vwalks bald fertig sein wird und Ende 2010 im Rashid Pädiatrie Therapiezentrum in Dubai zum Einsatz kommen wird. Doch es soll nicht allein dabei bleiben. Das Studententeam des Professors plant in den kommenden zwei Jahren auch ein Modell für den breiten Markt zu entwerfen. Es soll nicht mehr als $ 300 (Dh1,100) kosten. Ziel ist es auch über gemeinnützige Organisationen, arme Kinder mit dieser neuen Technologie zu versorgen.
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