Premier Division statt Bundesliga: Die Fußballliga der VAE ist eine große Unbekannte
von Joschka FrechAm letzten August-Wochenende startete die Fußballliga der Vereinigten Arabischen Emirate in ihre neue Saison. Außerhalb Asiens wurde dies allerdings kaum wahrgenommen. Trotz spektakulärer Verpflichtungen aus Europa ist die „Premier Division“ hierzulande eine große Unbekannte.

Fußball-Stadion in AL Ain (VAE)
Wer bei Google das Suchwort „Premier Division“ eingibt, findet als erstes einen Eintrag zur höchsten spanischen Fußballklasse, der „Primera División“. Gefolgt von unzähligen Links zur Schottischen und Nordirischen Profiliga. Nur ein Ergebnis bezieht sich tatsächlich auf die „Premier Division“, die 1973 gegründete, höchste Fußballliga in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Dabei gilt die bis 2009 noch „UAE Football League“ genannte Liga als Aushängeschild des arabischen Fußballs.
Zwölf Teams spielen in der „Premier Division“ um die Meisterschaft. In einem Modus aus Hin- und Rückrunde treten die Teams zwei Mal gegeneinander an. Nach den insgesamt 22 Spieltagen qualifizieren sich die ersten drei Teams für die AFC Champions League, dem arabischen Pendant zur europäischen Champions League, das jährlich vom Asiatischen Fußballverband (AFC) ausgetragen wird. Absteigen müssen die Mannschaften auf den letzten beiden Plätzen.
In der vergangen Spielzeit holte sich Al-Whada aus Abu Dhabi den Titel. Die Klubs Al-Jazira und Al Ain, beide ebenfalls aus Abu Dhabi, landeten auf Platz zwei und drei. Al Whada sicherte sich damit die vierte Meisterschaft der Klubgeschichte. Rekordmeister der „Premier Division“ ist jedoch Al Ain Club. Insgesamt neun Meistertitel konnte der Verein aus Abu Dhabi bereits feiern. Mit dem Argentinier José Sand stellte der Ex-Verein des deutschen Trainers Winfried Schäfer in der vergangenen Saison außerdem den Torschützenkönig, Sand traf 23-mal. Den Gang in die zweite Liga mussten Ajman Club aus dem Emirat Ajman sowie Emirates Club aus Rash al-Khaimah antreten.
Neben der „Premier Division“ ist der „UAE Presidents Cup“ der wichtigste nationale Pokalwettbewerb. Bei dieser Ausscheidung treten, ähnlich wie beim deutschen DFB-Pokal, alle Mannschaften der ersten und zweiten Profiliga im K.o.-Verfahren gegeneinander an. In der vergangenen Saison hieß der Sieger am Ende überraschend Emirates Club, der Absteiger setzte sich im Finale mit 3:1 gegen Al-Shabab aus Dubai durch. Rekordsieger des „President Cups“ ist Al-Sharjah aus dem Emirat Sharjah, mit acht errungenen Titeln.
Einige Wochen vor Beginn einer neuen Saison veranstaltet der Ligaverband UFL (UAE Football League) außerdem den „Super Cup“. Hier tritt der Ligameister gegen den Pokalsieger des Vorjahres an. Die aktuell dritte Ausgabe dieses Wettbewerbs gewann Pokalsieger Emirates Club gegen Meister Al-Wahda ebenfalls mit 3:1. Zusätzlich gibt es auch noch den „Emirates Cup“, eine Art Ligapokal, bei dem die zwölf Teams der Premier Division gegeneinander antreten. Al-Jazira Club aus Abu Dhabi gewann in diesem Jahr bei der erst zweiten Auflage dieses Wettbewerbs.
Die Vereine der Premier Division lassen seit einiger Zeit aber vor allem durch Transfers bekannter Profifußballer aus Europa aufhorchen. Alleine in der vergangenen Transferphase wechselten mit Aristide Bancé und Fabio Cannavaro (beide zu Al-Ahli Club Dubai), Javier Yeste (zu Al-Wasl Club Dubai) und Matías Delgado (zu Al-Jazira Abu Dhabi) gleich mehrere bekannte Spieler aus europäischen Spitzenligen zu den Klubs der Wüstenliga. Auch bekannte Trainer konnten für ein Engagement in den Vereinigten Arabischen Emiraten gewonnen werden. Der Ire David O’Leary, vormals Coach des Irischen Nationalteams und von Aston Villa, wechselte zu Al-Ahli Club und der frühere Trainer von Juventus Turin, Sérgio Farias, heuerte bei Al-Wasl an.
Doch nicht erst seit dieser Saison lassen Stars aus Europa ihre Karrieren mit hoch dotierten Verträgen am Persischen Golf ausklingen. Schon Stars wie George Weah, Weltfußballer von 1995, bei Al-Jazira Club, Paulo Sérgio, Ex-Spieler von Bayern München bei Al Wahda und der holländische Verteidiger Philip Cocu bei Al-Jazira liefen für Teams der Premier Division auf. Auch der frühere Bundesligastürmer Boubacar Sanogo (Kaiserslautern, Hamburg, Bremen) spielte von 2002 bis 2005 in den Emiraten bei Al-Ain.
Neben Spielern versuchten sich auch renommierte Trainer immer wieder an der Herausforderung, einen arabischen Profiklub zu trainieren. Dabei gelten die Trainerstühle bei den Klubs der Premier Division als sehr wacklig. Diese Erfahrung machten unter anderem auch Josef Hickersberger und Winfried Schäfer. Der ehemalige österreichische Nationaltrainer Hickersberger trainierte mit Al-Ahli, Al-Shaab, Al-Wasl, Al-Ittihad und zuletzt Al-Wahda gleich fünf arabische Vereine, meist jedoch nicht länger als eine Saison. Winfried Schäfer, früher Spieler und Trainer bei Borussia Mönchengladbach und dem Karlsruher SC, verbrachte von 2005 bis 2009 jeweils zwei Jahre bei Al-Ahli und Al-Ain.
In der aktuellen Saison kommen fünf Teams der Premier Division aus Dubai. Al-Ahli Club Dubai, Al-Nasr Sports Club Dubai, Al-Shabab Al Arabi Club, Al-Wasl Club sowie Aufsteiger Dubai Cultural Sports Club tragen ihre Heimspiele im Schatten des Burj Khalifa aus. Ebenso viele Teilnehmer stellt Abu Dhabi mit Al-Wahda Sports Cultural Club, Al Dhafra Sport & Culture Club, Baniyas Sports & Culture Club, Al-Ain Sports and Cultural Club und Al-Jazira Sports & Culture Club. Die beiden anderen Teams, Sharjah Sports Club und Al Ittihad Kalba, kommen aus dem Emirat Sharjah.
Bis zur vergangenen Saison dominierten zumeist die Mannschaften aus Dubai die Entscheidung um den nationalen Titel. Von 2006 bis 2009 gewannen mit Al-Ahli, Al-Wasl, Al Shabab und erneut Al-Ahli vier Mal hintereinander Klubs aus dem bevölkerungsreichsten Emirat der VAE die Meisterschaft.
Mit der Saison 2009/2010 konnten die Teams aus Dubai also nicht zufrieden sein. Für die neue Spielzeit haben sie sich deshalb viel vorgenommen. Insbesondere die neue Vorherrschaft der Konkurrenten aus Abu Dhabi wollen Dubais Fußballklubs vermutlich so schnell wie möglich wieder beenden.
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