Schlaflos in Dubai: Immer mehr Einwohner in den VAE haben zu wenig Schlaf
von Myriam AlexowitzEine kürzlich in den VAE durchgeführte Studie belegt, dass 68 % der befragten VAE Bewohner nicht genügend Schlaf bekommen. Der tägliche Stress am Arbeitsplatz wird mit nach Hause genommen. Was für Lösungsmöglichkeiten gibt es?
Viele Menschen in Dubai
haben zu wenig Schlaf
Fast jeder kennt es,- Hektik und Stress den ganzen Tag. Im Beruf fühlen Sie sich überlastet, danach belasten Verkehr und Lärm Ihre Nerven und zuhause angekommen kehrt immer noch keine Ruhe ein. Der Haushalt stresst und Familie und Kinder mit ihren Erwartungen sind Ihnen zu viel. Sie fühlen sich gereizt und für alles und jeden verantwortlich. Nachts wälzen Sie sich in Ihren Kissen hin und her, liegen stundenlang wach und grübeln über Ihre Arbeit und Ihr Leben nach. Ein erholsamer Schlaf stellt sich nicht ein. Dann der Druck wieder am nächsten Tag bei der Arbeit gut funktionieren zu müssen. Was ja schlecht möglich ist, wenn man nachts nicht schlafen kann. Tagsüber versuchen sich dann viele mit Nikotin und Koffein über den Tag zu retten. Ein schierer Teufelskreislauf ist im Gange.
Berufsbedingter Schlafmangel ist laut einer emiratischen Studie auch in den VAE ein ernsthaftes Problem. In der Gesundheits-und Fitness-Studie von Interactive Zarca, die demnächst auch dem Ministerium für Gesundheit und der Dubai Health Authority (DHA) vorgelegt wird, wurden mehr als 750 Menschen befragt. Das Ergebnis zeigte, dass die Mehrheit der Studienteilnehmer, sprich 68%, nachts nicht genügend Schlaf bekommen. Zu den Befragten gehörten Emiratis, GCC Staatsangehörige und Ausländer. Der Schlafmangel erstreckte sich über alle genannten Bevölkerungsgruppen.
Als Gründe wurden Doppelbelastungen in Job und Privatleben, Stress, lange Arbeitszeiten sowie berufsbedingtes mehrfaches Fliegen in andere Zeitzonen angegeben. Viele der Befragten könnten schon schlecht einschlafen, kämen einfach nicht zur Ruhe. Sie schauen dann noch stundenlang Fernsehen, surften im Internet oder arbeiteten bis weit in die Nacht hinein sogar weiter.
Je länger die wöchentliche Arbeitszeit, desto eher traten die Beschwerden auf. Viele der Menschen in den VAE müssen oft 12 Stunden pro Tag arbeiten, dazu kommen oft drei Stunden Fahrtzeit mit dem Auto. Das macht dann 15 Stunden täglich, die man für die Arbeit investiert. Wo bleibt da noch Lebensqualität oder Lebensfreude?
Dr. Lalit Uchil, ein Spezialist für Innere Medizin am Welcare Ambulatory Care Centre in Dubai, sagte, dass zu ihm besonders viele Patienten aus der Massenkommunikationbranche, dem Bauwesen und aus dem IT-Sektor kämen und ihm mitteilten, dass sie ständig unter Leistungsdruck ständen und nicht schlafen könnten. Seiner Meinung nach seien jede Nacht acht Stunden Schlaf wichtig, um am nächsten Tag die volle Leistung erbringen zu können.
Die Folgen von chronischen Schlafstörungen sind Konzentrationsschwäche, eine sinkende Leistungsfähigkeit, Übergewicht, Rückenschmerzen, Depressionen, sowie ernsthafte Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Viele der Betroffenen neigen auch zu einer erhöhten Verletzungs- bzw. Unfallgefahr. Es ist daher äußerst besorgniserregend, zu sehen, wie viele Menschen arbeitsbedingt in ihrem Schlaf beeinflusst werden.
Doch wie kann man diesem Schlafmangelproblem entgegenwirken?
Eine kleine Möglichkeit wäre tagsüber schon mal mit einem kurzen Mittagsschläfchen zu beginnen, dem sogenannten „Powernap“. Leider bieten bisher die meisten heutigen Firmen noch nicht die Möglichkeit an, Körper und Geist zu regenerieren durch etwa verlängerte Mittagspausen in Ruheräumen. Viele Arbeitgeber denken Zeit ist Geld, und betrachten ein kleines Schläfchen als verschwenderisch. Dabei haben schon Berühmtheiten wie der einstige amerikanische Präsident John F. Kennedy, der britische Premierminister Winston Churchill, Albert Einstein oder der griechische Reeder Aristoteles Onassis regelmäßig ihr Mittagsschläfchen gehalten.
In einigen Kulturen wie im südlichen Europa, aber auch in Industrieländern wie Japan wird heutzutage noch die Siesta gepflegt. In Japan wird das Nickerchen als Inemuri bezeichnet, die Mitarbeiter in den Firmen haben dort die Möglichkeit in der Mittagszeit sich in Ruheräume zu begeben und etwas zu dösen. Selbst im neuen Wirtschaftsgiganten China ist der Mittagsschlaf als Xeu-Xi sogar im 49. Verfassungsartikel gesetzlich verankert.
Wissenschaftler stellten schon lange fest: Die innere Uhr verlangt zwei Schlafphasen. Laut dem britischen Schlafforscher James Horpe braucht unsere innere Uhr in 24 Stunden zweimal Schlaf. Die innere Uhr kennt nicht nur das nächtliche Tief morgens um drei Uhr, sondern ebenso auch das typische Mittagsloch. Bemerkbar macht sich dieser Tiefpunkt durch eine verringerte Leistungsfähigkeit, höhere Fehlerraten, verstärkte Müdigkeit sowie eine Absenkung der Körpertemperatur. Die bevorzugte Schlafphase um die Mittagszeit d.h. zwischen 13 und 15 Uhr lässt sich somit biologisch begründen. Unser Gesamtorganismus ist aufgrund der Evolution von seiner Kapazität her nicht auf eine lange Aktivitätsdauer ohne Ruhepausen innerhalb eines Tages eingestellt.
Wichtig für ein erfolgreiches Power Napping ist, dass der Schlaf nur von kurzer Dauer ist. Laut James Horpe wäre mittags ein Nickerchen von 20 Minuten ideal, da danach wieder die Lern- und Leistungsfähigkeit steigt. Mehr als 30 Minuten wären zu lang, da ansonsten die Gefahr besteht, dass die Tiefschlafphase erreicht wird und dann der gegenteilige Effekt auftritt.
Auch die Psychologen an der Harvard-Universität kamen zu positiven Ergebnissen bezüglich des Nickerchens. Sie fanden heraus, dass sich am Vormittag trainierte Fähigkeiten während einer Mittagsruhe besser geistig verfestigen. Bei vielen Unternehmen in Japan und auch in den USA gilt Power Napping daher schon seit Jahren als Erfolgsrezept, der letztlich den Verlust der Arbeitskraft während des Schläfchens mehr als wettmacht.
Doch wie sieht die Situation nach der Arbeit aus? Wie kann man sich nach einem stressigen Tag am besten entspannen und dann schlafen?
Dr. Samina Khatib vom Modern Medical Consultation Centre in Deira, meinte, dass man alle Tätigkeiten wie Fernsehen oder im Internet zu surfen oder chatten mindestens 90 Minuten vor dem Schlafen einstellen sollte, da sonst der Körper und Geist nicht richtig zur Ruhe kommen würden. Hilfreich sind beispielsweise auch Yoga, autogenes Training oder Meditation. Beruhigende Kräutertees und Mineralwasser sind Getränken wie Cola, Kaffee, schwarzer Tee oder Alkohol vorzuziehen.
Einige Studien haben auch ergeben, dass Menschen, die sich am Tag aktiv bewegen, leichter einschlafen können als jene, die den Tag hauptsächlich im Sitzen verbringen. Wem keine Zeit zum Aufsuchen eines Fitnessstudios oder einer sportlichen Betätigung bleibt, könnte abends nochmal ein paar Runden spazieren gehen und sich somit ein wenig entlasten.
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