Pheromonfallen und Schnüffelhunde rücken dem gefährlichen Schädling der roten Dattelpalme zu Leibe
von Michael MüllerNur etwa drei Zentimeter misst der gefräßige rote Palmrüssler, der inzwischen eine Spur der Verwüstung von Südostasien bis nach Spanien zieht. In den VAE ist der Käfer ebenfalls zur drastischen Plage geworden. Das VAE Ministerium für Umwelt und Wasserwirtschaft hat kürzlich Pheromonfallen an die Dattelpalmenplantagenbesitzer verteilt. Zusätzlich sollen Schnüffelhunde künftig den Winzling aufspüren.
Der rote Palmrüssler, auch unter dem lateinischen Namen „Rhynchophorus ferrugineus“ bekannt, gehört zur Familie der Rüsselkäfer und wurde in den VAE erstmals 1986 registriert. Zu seinen bevorzugten Delikatessen gehören vorrangig sämtliche Palmenarten, doch kann er auch zeitweise auf Drachenbaumgewächse, Zuckerrohr und Agaven ausweichen.
Ursprünglich stammt der rote Palmrüssler aus Südostasien. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat er sich jedoch durch unkontrollierte Importe über den gesamten Mittelmeerraum verbreitet. In seiner Heimat bei den indigenen Völkern gelten die Larven dieses Käfers heute noch als lokales Nahrungsmittel und wichtiger Eiweißlieferant. Die Korowai auf Papua-Neuguinea oder die Kadazan auf Borneo entnehmen die Larven (Sagowürmer) aus den Stämmen der dort wachsenden Sagopalme.
Was des einen Freud ist des anderen Leid. Im Gegensatz zu anderen Ländern entwickelt sich diese Käferart in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet im naturbelassenen Lebensraum zu keinem Problem. Erst bei der Entstehung von Monokulturen, wie es beim klassischen Plantagenanbau der Fall ist, entwickelte sich dieser Rüsselkäfer zur Plage.
In den V.A.E., wo es natürlich viele Dattelpalmenplantagen gibt und jährlich 760.000 Tonnen Datteln geerntet werden, hat der Palmrüssler gravierende Schäden hinterlassen. Laut Esmail Hussain Mohammad vom Innenministerium wurden dieses Jahr schon über 800.000 vom Schädling befallene Dattelpalmen vernichtet. In den befallenen Plantagen sind nach Schätzungen der Food and Agricultural Organisation (FAO) die Erträge von 10 Tonnen auf 0,7 Tonnen pro Hektar gesunken.
Das Fatale ist, dass die Käfer und seine Larven über Monate im Verborgenen der Palmenstämme hausen. Erst wenn die Palmrüssler dort kein Futter mehr finden, suchen sie sich fliegend eine neue Wirtspflanze aus. Selbst bei fehlendem Wirtsangebot können die Käfer bis zu 5 Monate überleben.
Von Mai bis Oktober haben die Palmrüssler “Hochsaison”. Zur Eiablage bohren die Weibchen in die Blattansätze der Krone kaum sichtbare kleine Löcher. Manchmal legen sie ihre Eier auch in wunden Stellen im Stammbereich oder im Wurzelbereich ab. Bis zu zweihundert Eier am Stück kann ein einzelnes Weibchen legen. Die schlüpfenden Larven fressen sich dann langsam ins Palmeninnere hindurch, bis die Palme vollkommen ausgehöhlt ist und schließlich abstirbt. Eindeutige, sichtbare Befallssymptome, bevor die ersten Käfer die Wirtspflanze verlassen, sind nicht vorhanden. Einzig die Fressgeräusche der Larven sind hörbar, wenn man das Ohr an den Stamm legt oder ein bioakustisches Messgerät benutzt.
Seit neusten werden in den VAE zur Früherkennung bzw. zum Aufspüren der Palmenrüssler speziell trainierte Schnüffelhunde eingesetzt. Die besonderen Fähigkeiten der Hunde wurden letztens auf dem bekannten Liwa Date Festival vorgestellt. Vor zwei Jahren gründete die Abu Dhabi Polizei als Experiment ein Hundeteam. Sie wollten herausfinden, ob Hunde lernen könnten die Käfer aufzuspüren. Die Trainer sensibilisierten ihre sechs deutschen Schäferhunde 3-6 Monate lang auf den Palmenschädling. Laut Ahmad Ali Al Darmaki von der Abu Dhabi Polizei konnten die Hunde erfolgreich täglich 80 -90 befallene Bäume im Abstand von hundert Metern erschnüffeln. Sie wollen nun die Hunde in alle anderen Emirate einsetzen und weitere Teams dafür ausbilden.
Obwohl es die Plagegeister jetzt schon seit 14 Jahren gibt, ist immer noch kein passendes wirksames Mittel gegen sie gefunden worden. Pestizide sind bisher wenig erfolgversprechend, da der Käfer und seine Larven in der Palme geschützt sind. Der Palmenrüsselkäfer ist nicht auszurotten, man kann nur versuchen, seiner Invasion Einhalt zu gebieten. Die emiratische Regierung ist nun dazu übergegangen Pheromonfallen für die Käfer zwischen den Palmen aufstellen zu lassen. Ein paar tausend Hormon Fallen wurden bei den Landwirten in Sharjah, Umm Al Quwain, Maliha, Dhaid, Falaj Mualla, Kadra und Masfout verteilt. Auf diese Weise wollen sie das Auftreten der Käfer schneller bemerken. Wenn ein Befall rechtzeitig erkannt wird, muss der entsprechende Baum sofort gefällt, eingepackt und verbrannt werden.
Der Erfolg der Maßnahmen hängt nun auch von der Zusammenarbeit aller Bauern, Landarbeiter und der lokalen Gemeinschaften ab sowie von einer konsequenten Überwachung ab.
Kommentare
1. Erlebach schrieb am 25. Oktober 2010 um 11:57 Uhr:
Vieleicht sollte man noch erwähnen, dass der Palmrüssler angelockt wird, durch den beim Palmschnitt an der Schnittfläche austretenden süßen Saft, den er über eine Entfernung von fast 20 Kilometern riechen kann.
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