Emirates’ Zentraleuropa-Chef im Interview: “Deutschland ist ein Schlüsselmarkt”
von Jannis FrechEmirates Airlines ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg Dubais. Dubai-Report sprach mit Volker Greiner, Emirates Vice President North & Central Europe, über die Bedeutung des deutschen Marktes, die Entwicklung der Airline und Dubai als Reiseziel.
Volker Greiner, Emirates
Vice President North & Central Europe
Dubai-Report: Sie haben 2011 die Kapazitäten in Deutschland erheblich ausgebaut, wie entwickeln sich die neuen Flüge?
Volker Greiner: Die Flüge entwickeln sich gut. Wir haben mehrere Frequenzen dazu bekommen, so dass wir jetzt neun tägliche Flüge anbieten. Die Flüge haben sich bis Ende März sehr motivierend entwickelt. Wir können eine durchschnittliche Auslastung von 80 Prozent aufweisen.
Und dementsprechend setzen sie in diesem Jahr größere Flugzeuge ein?
Ja, in München wurde der tägliche Abendflug nach Dubai, der zuvor mit Jets vom Typ Airbus A340-300 bedient wurde, durch größere Jets vom Typ Boeing 777-300 ersetzt. Im Sommer kommt dann nach aktuellem Stand Düsseldorf an die Reihe mit einem Upgrade und ab Oktober wird auch die morgendliche Verbindung ab Frankfurt mit einer Boeing 777 geflogen.
Wie wichtig ist denn der deutsche Markt für Emirates?
Der Markt ist für uns extrem wichtig, es ist der zweitstärkste in Europa nach Großbritannien. Deutschland ist für Emirates ein Schlüsselmarkt, in dem wir über eine Millionen Sitzplätze anbieten.
Gibt es noch weitere Ausbaupläne?
Wir würden sehr gerne auch nach Stuttgart und Berlin fliegen, was allerdings aufgrund der bestehenden Verkehrsrechte noch nicht möglich ist. Das bilaterale Abkommen lässt nur vier Ziele zu in Deutschland. Wir sind aber in Gesprächen mit den entsprechenden Ministerien, um diese zu überzeugen, dass wir auch nach Stuttgart und Berlin fliegen dürfen. Bei den bestehenden vier Zielstädten bleibt es jetzt erst mal bei dem vorhandenen Angebot.
Sie verhandeln ja schon länger über neue Verkehrsrechte, wie ist denn der aktuelle Stand bei den Verhandlungen?
Emirates erkennt, dass unsere Anfrage nun aktiver von der Bundesregierung geprüft wird und wir hoffen auf einen Fortschritt in diesem Jahr.
Die Konkurrenz zeigt sich wenig begeistert von Ihren Plänen. Reden sie nur mit den Ministerien oder auch mit den Wettbewerbern?
Nein, wir sprechen nur mit den Ministerien und den Verantwortlichen, aber nicht mit den Wettbewerbern.
Haben die Wettbewerber denn einen Einfluss auf die Entscheidung des Ministeriums?
Das ist schwierig einzuschätzen, aber da wird schon Gegenwind gemacht. Inwiefern der fruchtet, kann ich Ihnen aber nicht sagen.
Die Wettbewerber behaupten, Emirates würde Ihnen Passagiere wegnehmen und damit dem deutschen Markt schaden. Können Sie die Argumentation nachvollziehen?
Die Argumente können wir nicht nachvollziehen, weil wir viel für die Wirtschaft in Deutschland tun, vor allem für den Tourismus. Man ist ja bemüht mehr Touristen nach Deutschland zu bringen, vor allem nach Berlin, wo der Tourismusmarkt sehr gute Wachstumschancen hat. Mehr Touristen würde man da also gerne sehen, deshalb verstehen wir nicht, warum wir da nicht hinfliegen dürfen. Auf der einen Seite soll der Tourismus gefördert werden, auf der anderen Seite blockiert man ihn.
Und wir schaffen durch unsere Präsenz direkt und indirekt Arbeitsplätze. Indirekt insofern, dass wir der größte Kunde des Airbus A 380 sind, wir haben ja immerhin 90 davon bestellt. Das schafft Arbeitsplätze, wenn wir solche Aufträge an deutsche Unternehmen vergeben. Und direkt haben wir über 200 Beschäftigte in Deutschland, Tendenz steigend. Von daher würden wir uns schon sehr freuen, wenn wir auch Berlin und Stuttgart anfliegen könnten.
Sie sprechen den A 380 an, werden Sie in Zukunft auch andere deutsche Städte neben München mit dem Superjumbo anfliegen?
Das hängt von Angebot und Nachfrage ab, da denken wir sehr wirtschaftlich. Aber wenn es der Markt hergibt und die Nachfrage da ist, können wir da entsprechend reagieren.
Wie wird denn der A 380 auf der Route nach München angenommen?
Der wird hervorragend angenommen, das ist eine richtige Erfolgsstory. Wir haben eine sehr gute Auslastung von über 80 Prozent erreicht, seit der A 380 auf der Strecke fliegt. Generell ist das Feedback zu dem Flugzeug sehr positiv. Die Leute, die mit der A 380 fliegen, sind alle begeistert.
Bei dem Jet gibt es allerdings Probleme mit Haarrissen in Verbindungen der Flügel, wie ist der Stand der Überprüfungen?
Wir überprüfen die Fluggeräte entsprechend, können aber keine Beeinträchtigungen der Flugsicherheit feststellen. Nur der Flugplan ist teils beeinträchtigt, weil phasenweise die A 380 wartungsbedingt nicht zum Einsatz kommen. Aber das ist überschaubar.
Sie fordern aber trotzdem finanziellen Ausgleich vom Hersteller?
An den Tagen, an denen einzelne Airbus A 380 nicht fliegen, können wir wesentlich weniger Passagiere befördern. Das heißt es kommt zu Umbuchungen und Unbequemlichkeiten und das müssen wir dem Passagier gegenüber verantworten. Aus Kostensicht ist das schon ein erheblicher Einschnitt.
In der Kabine wollen Sie in das Inflight Entertainment investieren, was soll sich da verändern?
Beim Bordentertainment haben wir als Vorreiter schon immer neue Maßstäbe gesetzt und mit unserem „ice“ Unterhaltungsprogramm wird es an Bord garantiert nicht langweilig. Aber wir sind natürlich ständig dabei, die Technik zu optimieren und führen demnächst eine noch weiter verbesserte Version mit Touchscreens ein.
Am Heimatort Ihrer Airline wird ein neuer, bedeutend größerer Flughafen gebaut, wann ziehen sie denn um?
Wir werden bis 2020/21 am jetzigen Terminal bleiben. Im Laufe der nächsten Monate und Jahre müssen wir dann entscheiden, wie schnell der Wechsel vollzogen wird. Aber vor 2020/21 gibt es keinen Wechsel von Emirates an den neuen Flughafen. Der jetzige Flughafen wird ja auch noch einmal erweitert mit einem neuen Terminal, laut unserer Berechnungen reicht das mindestens bis zum Jahr 2020. Nur im Frachtbereich bedienen wir den neuen Flughafen schon.
Sie transportieren sehr viele Umsteiger, wie wichtig ist Dubai als Reiseziel für Emirates?
Das ist für uns sehr wichtig. Circa 20 Prozent unserer Gesamtpassagiere sind Passagiere, die in Dubai bleiben. Und 80 Prozent nutzen Dubai entsprechend als Drehkreuz und gehen darüber hinaus nach Asien, Australien und Afrika. Dabei wird aber auch das Stopover-Paket sehr gut angenommen, weil insbesondere Reisende nach Ozeanien ganz gerne einen zweitägigen Stopp in Dubai machen. Ein bisschen relaxen, das Flair genießen und dann weiterfliegen, das wird gerade von Touristen gerne genutzt. Geschäftsreisende versuchen natürlich eher, so schnell wie möglich von A nach B zu kommen.
Sie sind selbst häufig in Dubai, haben Sie eine Lieblingsecke?
Wenn ich Urlaub mache will, ist es der Strand Jumeirah Beach. Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, dann ist es um den Burj Khalifa herum sehr abwechslungsreich. Da hat man Einkaufszentren, Restaurants und den höchsten Springbrunnen der Welt, wo die Wasserspiele stattfinden. Aber grundsätzlich bietet Dubai natürlich eine sehr große Auswahl an tollen Strandhotels, Stadthotels und Restaurants. Es wird nie langweilig in Dubai, es gibt einfach so viele Möglichkeiten sich die Zeit zu vertreiben.
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