Die Wüste in Dubai lebt … künftig als anerkanntes Naturschutzgebiet
Wer ausschließlich den Blick auf Dubai City mit seinen aus dem Wüstensand emporwachsenden Wolkenkratzern und spektakulären Stadtentwicklungsprojekten im Blick hat, kann sich kaum vorstellen, dass die Verantwortlichen bis hinauf in die Herrscherfamilie Al Maktoum größeres Interesse an der Bewahrung der umliegenden Naturlandschaften haben. ‚Natur’ scheint in Dubai auf künstlich erbaute und bewässerte Golfplätze oder künstlich geschaffene Inseln im Meer reduziert.
Aber weit gefehlt: Die Nachkommen des aus der Liwa Oase stammenden Al Maktoum Clans wissen offenbar sehr wohl, dass die für die Region typische Wüstenlandschaft erhalten und geschützt werden muss. Und zwar nicht nur als Terrain für Jeep-Safaris für abenteuerlustige Touristen und folkloristische Wüsten-Dinner, sondern als Lebensraum einer ureigenen Fauna und Flora. Es gilt, damit auch die Wurzeln einer Gesellschaft zu bewahren, die aus der Wüste kommt und immer mit der Wüste gelebt hat.
Erstaunlich ist, dass ausgerechnet eine Fluggesellschaft – die im Besitz der Herrscherfamilie befindliche Emirates Airlines – schon seit einiger Zeit eine Vorreiterrolle im Naturschutz übernommen hat. Bereits im Jahr 1999 eröffnete die Emirates Group das luxuriöse Al Maha Desert Resort & Spa, das sich von Beginn an nicht nur um seine exklusive Gästeklientel kümmerte, sondern auch eine Aufzuchtstation für die vom Aussterben bedrohten arabischen Oryxantilopen und Sandantilopen sowie die arabischen Gazellen besaß. Auf Antrag des Al Maha Managements wurde 2001 ein 27 Quadratkilometer großes Gebiet um das Hotel unter Naturschutz gestellt. Dieses ‚Dubai Desert Conservation Reserve’ wurde bereits zwei Jahre später auf 225 Quadratkilometer erweitert und nimmt damit fünf Prozent der gesamten Staatsfläche von Dubai ein.
Das Reservat ist streng geschützt. Auch wenn der Tourismus heute zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Emirats gehört, dürfen Touristen nur bestimmte Bereiche betreten, und das auch nur in begrenzter Zahl und im Rahmen geführter Touren. Andere Teile sind ausschließlich Wissenschaftlern zugänglich. Diese Politik zeigt mittlerweile große Erfolge: Heute leben im Reservat 33 verschiedene Säugetier- und Reptilienarten, unter ihnen die bedrohte arabische Oryxantilope.
Das Dubai Desert Conservation Reserve wird nach wie vor vom Al Maha Management gemeinsam mit der Emirates Group verwaltet, die schon über zwei Millionen Euro in das Reservat und die damit verbundenen Programme investiert hat. Nun wurde es als Anerkennung für die hervorragende Arbeit von der International Union for Conservation of Nature (IUCN), die sich weltweit für den Schutz bedrohter Naturregionen einsetzt, als Mitglied aufgenommen.
Das Reservat ist damit das erste Naturschutzgebiet in den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem dieser international anerkannte Status verliehen wurde. In Kürze wird es zudem in die World Database on Protected Areas (WDPA) eingespeist, eine Liste des United Nations Environmental Programme (UNEP). In dieser Datenbank sind beispielsweise die bekannten nordamerikanischen Nationalparks von Yellowstone und Yosemite ebenso verzeichnet wie das australische Great Barrier Reef und die großen Reservate Afrikas wie der Krüger Nationalpark.
Sehr erfreut über diese Entwicklung zeigte sich Sheikh Ahmed bin Saeed Al Maktoum, der zugleich Chef der Fluggesellschaft Emirates und Vorsitzender des Dubai Conservation Board ist: „Seit 2004 ist der Schutz unserer einzigartigen Wüstenlandschaft mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt gesetzlich verankert. Unser Ziel ist es, ein harmonisches Gleichgewicht herzustellen zwischen dem rasanten Wachstum Dubais und der Bewahrung unserer Natur.“ Er ist stolz auf die weltweite Anerkennung der zahlreichen Forschungsprojekte, die von der Regierung, der Emirates Group und zahlreichen Helfern finanziert und durchgeführt wurden. Denn die Anforderungen an eine Mitgliedschaft in der IUCN sind sehr hoch.
Das Dubai Desert Conservation Reserve wurde auch deshalb aufgenommen, weil dort Umweltschutz und Tourismus in ein vernünftiges Verhältnis gesetzt wurden. Nur dadurch konnten die Artenschutzprogramme und Aufzuchtprojekte so erfolgreich sein. Aktuelle Forschungsprogramme sind zum Beispiel die Videodokumentation der Artenvielfalt und die permanente Erfassung und Erforschung des Wüstenklimas mit Hilfe dreier Wetterstationen.
Das mittlerweile angesammelte Know how beim Aufbau und der Führung eines Luxus-Resorts unter Naturschutz-Aspekten will die Emirates Group künftig auch auf internationaler Ebene umsetzen. Zur Zeit baut sie nach dem Vorbild des Al Maha Resorts das Wolgan Valley Resort & Spa, das erste ökologisch konzipierte Luxus-Hotel Australiens inmitten der Blue Mountains. Es soll Ende 2009 seine ersten Gäste empfangen.