Dubai im Anti-Aging-Fieber
von Myriam AlexowitzAm 8. und 9. November werden im Dubai International Exhibition Centre renommierte Experten auf dem Anti-Aging-Kongress die neusten Entwicklungen, Trends und Forschungsergebnisse in der Anti-Aging-Medizin diskutieren.
Auch in Dubai beliebt: Anti-Ageing-Creme
Trotz allgemeiner Wirtschaftskrise haben Anti-Aging-Kosmetikprodukte, Face-Liftings und Fitnessstudios weltweit Hochkonjunktur. Die Angst vor dem Altern und seinen unangenehmen Begleiterscheinungen haben ein neues medizinisches Fachgebiet hervorgebracht: die Anti-Aging-Medizin.
Doch was versteht man eigentlich unter dem Begriff Anti-Aging?
Verwendet wird dieser Begriff vor allem von Medizinern, Ernährungswissenschaftlern und von Kosmetikherstellern. Mit Anti-Aging bezeichnet man allgemein Maßnahmen, die versuchen, den biologischen Alterungsprozess des Menschen hinauszuzögern, aufzuhalten oder gar umzukehren. Ziel ist es mit Präventionsmaßnahmen, die Lebensqualität auch im Alter auf einem hohen Niveau zu erhalten und das Leben weitgehend zu verlängern.
In den USA und in Europa sind Schönheit, Jugendlichkeit und Fitness im Alter schon lange ein Thema. In jüngster Zeit nun auch in den Emiraten. Der Trend dem Alterungsprozess mit allen möglichen Vorkehrungen etwas entgegen zu setzten hat stark zugenommen. Das Interesse ist groß, daher ist es nicht verwunderlich, dass hier ebenfalls der Anti-Aging-Weltkongress (DCAAAM) tagt. Auf dem Kongress werden verbesserte Methoden vorgestellt, die den natürlichen Alterungsprozeß aufhalten bzw. umkehren könnten. Letztes Jahr wurde der Anti-Aging-Fachbereich auch in der emiratischen Gesundheitspflege etabliert. Zu den 1000 eingeladenen Gästen zählen u.a. die Stammzellenexpertin Dr. Susan Lim aus Singapur, Anti-Aging Experte Dr. Anton aus Australien, Fitness-und Ernährungsexperte Dr. Michael Colgan aus Kanada sowie der Immunologe Dr. Claus Muss aus Deutschland. Ehrengast der Veranstaltung wird Dr. Robert Goldman aus den USA sein. Er ist Vorsitzender der „World Anti-Aging Academy of Medicine“. Die amerikanische Akademie der Anti-Aging-Medizin hat inzwischen mehr als 20.000 Mitglieder bestehend aus Medizinern und Wissenschaftlern aus 90 Ländern.
Der Fachbereich der Anti-Aging Medizin schreitet im Eiltempo voran. Es gibt immer mehr medizinische Technologien zur Früherkennung, Vorbeugung, Behandlung und Umkehr von altersbedingten Funktionsstörungen. Dazu zählen u.a. Kosmetikprodukte, Laser und Schönheitsoperationen, Bio-Ersatzhormon-Therapie, Diäten und Ernährung, Mesotherapie und Stammzellentherapie. Der Kongress wird vom emiratischen Gesundheitsministerium unterstützt. Dieses Jahr bietet die Konferenz zudem ein innovatives ärztliches Programm mit dem Ziel durch Präsentationen, Workshops und spielerischen Demonstrationen zu informieren und zu bilden. Aussteller bekommen hier die Möglichkeit ihre neusten Produkte zur Schau zu stellen.
Besonders gefragt sind in den Emiraten derzeit Gesichtsverjüngungsmaßnahmen, Nasenoperationen, Haarpflege gegen Haarausfall und Bodyshaping. Laut Dr. Maria Khattar, Managing Director Aesthetica Clinic Dubai, gibt es inzwischen eine erstaunlich hohe Anzahl auch an Männern, die sich hier zu Lande Schönheitsoperationen unterziehen. Dr. Luiz Toledo erzählt, dass immer mehr Männer an Übergewicht leiden und dann zum Fettabsaugen und zur Brustverkleinerung kommen.
Der Wunsch, ewig jung zu bleiben und das Altwerden so lange wie nur möglich hinauszuzögern, ist schon lange ein alter Menschheitstraum. Neu sind jedoch die weltweite Hochstilisierung von Jugend und Schönheit und eine abgrundtiefe Angst vor dem Altern.
In der heutigen globalen Gesellschaft herrscht ein unglaublicher Körperkult und Schönheitswahn. Nachlassende Optik und abnehmende Lebenskraft gelten als negative Eigenschaften. Durch Medien, Werbung und bestimmte gesellschaftliche Gruppen wird den Menschen eingeredet, dass sie nur begehrenswert sind und geachtet werden, wenn sie jung und schön sind. Heutzutage will zwar jeder alt werden, aber niemand will alt sein. Nach dem Motto: Möglichst lange jung, gesund, aktiv und faltenfrei. Die Schönheitspflege ist daher geprägt durch akribische Vorbeugungsmaßnahmen gegen den körperlichen Abnutzungsprozess. Kein Wunder denn, Attraktivitätsforscher fanden heraus, dass gutaussehende Menschen für intelligenter und sympathischer gehalten werden. Laut dem Studienergebnis der “London School of Economics”, bekommen körperlich attraktive Menschen ein höheres Gehalt, haben bessere Aufstiegschancen und werden als Kooperationspartner bevorzugt. Schönes, jugendliches Aussehen steht für gesellschaftliche Macht. Selbstwertgefühle und Erfolgskriterien werden nicht nur zunehmend abhängig vom Körper, sondern vor allem von der Kosmetik, Wellness-Industrie und Medizin. Der Gedanke ans Altern macht den meisten Menschen Angst. Sie verbinden Altwerden mit Krankheit, Vergesslichkeit, Schmerzen und Einsamkeit.
Dank der medizinischen Fortschritte können die Menschen in der heutigen Zeit, im Vergleich zu den vorigen Jahrhunderten, mit einer doppelt hohen Lebenserwartung rechnen. Beispielsweise galten noch Mitte des 19. Jahrhunderts Menschen mit 40 schon als Greise. Der Weltrekord in der Lebenserwartung lag im Jahr 1840 bei 45 Jahren. Derzeit leben Japanerinnen mit durchschnittlich 85 Jahren am längsten. Die höchste Lebenserwartung liegt bei etwa 120 Jahren. Laut Statistiken des Statistischen Bundesamtes brechen Altersleiden heutzutage erfreulicherweise insgesamt immer später aus – die Zahl der „guten“ Jahre mit hoher Lebensqualität steigt an.
Aber was lässt uns altern bzw. warum scheinen manche Menschen schneller und andere wieder langsamer zu altern?
Unsere geistige und körperliche maximale Leistungsfähigkeit erreichen wir mit 25 bis 30 Jahren. Danach bauen wir kontinuierlich ab, auch wenn wir davon scheinbar noch zunächst nichts spüren. Forscher in aller Welt versuchen, dem Geheimnis des menschlichen Alterns auf die Spur zu kommen. Laut deren Erkenntnissen geht etwa ein Viertel der herrschenden Altersdifferenzen auf Unterschiede im menschlichen Erbgut zurück. Ein weiteres Viertel wird durch Faktoren bestimmt, die sich in Jugend und frühem Erwachsenenalter einstellen. Dazu zählen zum Beispiel durchlebte Kinderkrankheiten oder der soziale Status. Die Hälfte der Unterschiede im Sterbealter legen jedoch die aktuellen Lebensumstände im Alter fest. Faktoren die einen frühzeitigen Tod begünstigen sind Nikotin- und Alkoholgenuss, zu wenig Schlaf, Übergewicht, Stress, Verkehrslärm und Umweltverschmutzung. Weitere Ursachen sind auf hormonelle und biochemische Prozesse zurückzuführen. Eine ganz bedeutende und oft unterschätzte Rolle spielt jedoch die psychische Einstellung zum Alter. Oft leiden Menschen ab einem gewissen Alter unter depressiven Verstimmungen und einer gewissen Perspektivlosigkeit. Viele Rentner empfinden nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben eine Leere. In der Altersforschung unterteilt man heute die Personengruppe der „Alten“ in “Junge Alte”, die aktiv, engagiert, vielseitig interessiert, körperlich und geistig leistungsfähig sind, und in “alte Alte”, die hilfs- und pflegebedürftig und meist jenseits des 75. Lebensjahres sind.
Wir können unsere Einstellung zum Alter positiv beeinflussen. Mit unserem Verhalten können wir dazu beitragen, den körperlichen und geistigen Alterungsprozess zu verlangsamen sowie eine optimale Lebensqualität auch noch im Alter sicherzustellen. Laut dem 84 jährigen Sportmediziner Prof. Wildor Hollmann genügen 10 bis 12 Wochen Anstrengung, um einen untrainierten 60-jährigen so leistungsfähig wie einen untrainierten 40-jährigen zu machen. Er selbst ist hierfür das beste Beispiel. Unser Gehirn verliert zwar im Alter ca. 10 Prozent seines Gewichtes, und geringfügig an geistigen Fähigkeiten. Dies führt jedoch nicht zu einer Einschränkung der Gehirnaktivität bzw. zum intellektuellen Funktionsverlust. Im Gegenteil Untersuchungen haben ergeben, dass ältere Menschen sogar noch große Reserven in den Leistungen aufweisen, die mit dem erworbenem Wissen zusammenhängen. Eine positive Einstellung zum Alter verlangsamt nachweislich das Auftreten körperlicher Gebrechen. Und wenn Sie wirklich nicht mehr tanzen können, dann spielen Sie eben Schach oder Karten.
Halten Sie sich die Vorteile des Älterwerdens vor Augen:
Sie sind reifer und weiser, haben mehr Lebenserfahrung und sind nicht mehr so leicht zu erschüttern. Äußerlichkeiten sind nicht mehr so wichtig. Probieren Sie ruhig mal wieder etwas Neues aus oder fahren Sie einfach an einen neuen Urlaubsort.
Weiterführende Informationen rund um die Anti-Aging-Forschung finden Sie hier.
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