Kunst ist in Dubai en vogue
von Myriam AlexowitzDubai hat mehr zu bieten als nur wunderschöne Strände und schicke Einkaufszentren. Im Emirat ist Kunst angesagt.
Nicht nur arabische Kunst
ist in Dubai populär
In der Stadt gibt es inzwischen an die 40 Galerien und seit 2007 findet jährlich die DIFG Gulf Art Fair statt. Zwar ist Dubai noch weit davon entfernt, als Kunstzentrum gelten zu können, doch parallel zur Messe hatte die Stadt schon relativ viel an Kunstausstellungen und -veranstaltungen zu bieten.
Einen anspruchsvollen Kunstmarkt in den Golfstaaten aufzubauen, ist echte Pionierarbeit. Zu diesen Pionierinnen gehört ohne Zweifel die Innenarchitektin Allison Collins der Kunstgalerie Majlis. Wer nach Dubai kommt, wird immer wieder auf den Namen “Majlis Gallery” stoßen. “Majlis Gallery” ist die älteste kommerzielle Galerie in Dubai. Mitte der 70er Jahre kam die Britin Allison Collins nach Dubai, um dort als Fachkraft zu arbeiten, und verliebte sich in das Land. Besonders gut gefiel ihr der historische Stadtteil Bastakia im Stadtteil Bur Dubai, südöstlich des Al Fahidi Fort. Besonders beeindruckte sie hier die traditionelle Architektur der Häuser mit ihren Windtürmen. Gemeinsam mit ihrem Mann beschloss sie, in Dubai zu bleiben. Sie mieteten im Bastakia-Viertel eine heruntergekommen Villa und planten eine Galerie aufzubauen. Ihre Vision war es, in einem traditionellen Haus zu leben, das zugleich Lebensraum und Galerie in einem ist. 1978 begannen sie mit umfangreichen Renovierungsarbeiten. Der Plan drohte 1988 zu scheitern, als der damalige Herrscher das gesamte Bastakia-Viertel plötzlich abreißen lassen wollte. Doch sein Vorhaben löste in der Bevölkerung heftige Proteste aus. Der Einsatz lohnte sich und das historische Bastakiaviertel blieb erhalten. Am 2. November 1989 wurde die “Majlis Gallery” wieder neu eröffnet. Seitdem sorgen zahlreiche größere und kleinere Ausstellungen unterschiedlichster Künstler dafür, dass die Majlis Gallery zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Kunstszene von Dubai und den anderen Emiraten wurde. In der Galerie werden Gemälde und Kalligraphien von vorwiegend einheimischen und regionalen Künstlern ausgestellt. Außerdem gibt es Kunstdrucke, Postkarten, Töpferwaren, Keramik, Glasskulpturen und Kunsthandwerk zu sehen und käuflich zu erwerben.
Zurzeit laufen in der Galerie bis Oktober zwei hervorragende Ausstellungen. Im Windtower Room werden arabische Landschaftsszenen vom berühmten britischen Künstler Alan Halliday gezeigt. Bekannt ist er für seine energetischen, figurativen Malereien auf großen Leinwänden. Die zweite derzeitige Ausstellung von Mostafa Darehbaghi läuft in der Majilis Hauptgalerie. Der gebürtige Iraner ist nicht nur Künstler, sondern auch Erforscher von Perspektiven und visuellen Innovationen. Sein Markenzeichen ist die Verbindung von geometrischen rhythmischen Mustern mit figurativen Subjekten. Auf diese Weise kreiert er eine einzigartige abstrakte Atmosphäre.
Inzwischen haben sich die Kunst und der Film in den Emiraten zu den einzigen Bereichen entwickelt, wo öffentlich über die rasante Entwicklung des Landes und die Auswirkungen diskutiert werden. Besonders die Galerie „The Third Line“, einer der angesagtesten und spannendsten Ausstellungsorte in Dubai, widmet sich diesen Themen. Der Name Third Line steht metaphorisch für das „Dazwischen“ und das noch zu entdeckende Unbekannte. Gegründet wurde Third Line Anfang 2005 von Sunny Rahbar und Claudia Cellini, die Leiter der Galerie, sowie dem Emirati Ras Al Khaimah. Die Galerieräume von Third Line befinden sich in einem ehemaligen Lagerhaus in der Industriegegend von Al Quoz. Zu sehen sind hier provokante zeitgenössische Kunstwerke, die mit den Regeln der traditionellen Kunst brechen. Vertreten sind vor allem junge Künstler aus dem Libanon, Iran und den Emiraten. The Third Line sieht sich als Plattform für aktuelle Kunst in der Golfregion. Ihr Ziel ist es diese Kunst auch im Westen bekannt zu machen. Die Galerie zeigt Ausstellungen von digitaler Kunst bis Fotografien. Außerdem werden Filme von arabischen Regisseuren, Buchpräsentationen, Künstlergespräche und Seminare geboten. Vom 8. Oktober bis zum 5. November sind in The Third Line verschiedene Werke von dem amerikanisch- iranischen Künstler Ala Ebtekar zu sehen. The Third Line zeigt in Dubai erstmals eine Soloausstellung dieses Künstlers. Informationen dazu gibt es unter: www.thethirdline.com.
Dassw Dubais Publikum immer mehr Lust und Interesse an Kunst bekommt, zeigte außerdem die im März 2007 ins Leben gerufene Gulf Art Fair im Madinat Jumeirah Hotel. Das Dubai International Financial Centre (DIFC), das die Messe organisierte, ist zu 50% Anteilseigner der Art Dubai. Omar bin Sulaiman, Chef des Dubai International Financial Centre, sieht im Kunstmarkt wunderbare Investitionsmöglichkeiten. Vierzig Galerien waren damals angereist, vor allem aus Europa, aber auch aus Amerika, Asien und dem arabischen Raum. Doch schon schnell stellte sich heraus, dass die anwesenden Sammler eher an Gegenwartskunst aus Indien und dem Nahen Osten interessiert waren. Die Käufer gaben an, „man wolle sich lieber Bilder mit einem lokalen Bezug in die Wohnung aufhängen“. Die Illusion, im reichen Dubai mit etablierten Stars des westlichen Kunstmarkts leicht Geld zu machen, wurde somit schnell zerschlagen. Seit 2008 hat die Art Dubai ihr Profil noch deutlicher in diese Richtung definiert. Die Gulf Art Fair will speziell zeitgenössischen Künstlern aus der Golfregion ein geistiges Zuhause bieten. Demzufolge waren 2009 wesentlich mehr Galerien vertreten, die direkt aus diesen Regionen kommen oder anderswo ihren Sitz haben. Es ist bislang die teuerste Messe der Kunstwelt mit Standmietpreisen von 600 US-Dollar pro Quadratmeter. Im Vergleich kostet beispielsweise ein Stand im Art Forum in Berlin 180 Euro.
Doch warum sollen Sammler nach Dubai kommen?
Das Besondere an der Art Dubai, sagt die Wiener Galeristin Ursula Krinzinger, sei das ganz andere Netzwerk, das sich hier auftut. Was die Messe einzigartig macht, ist schon allein die Lage. John Martin, Direktor der Art Dubai meint dazu: „Im Umkreis von drei Flugstunden gibt es keine andere bedeutende internationale Messe, dafür aber viel Kunst in dieser Region.“
Tatsächlich hat sich die Art Dubai innerhalb von drei Jahren zur bedeutendsten Messe im arabischen Raum entwickelt. Hier findet man interessante und überraschende Ausstellungsstücke, wo man anderswo vergeblich sucht. Die gezeigten Werke, das Rahmenprogramm, die vielen parallelen Veranstaltungen in der Stadt und die interessanten Gespräche gaben den Besuchern das Gefühl, einem internationalen Kunstereignis beizuwohnen. Mit der dritten Edition der Messe dürfte sich Dubai als ein wichtiger internationaler Handelsplatz für zeitgenössische Kunst etabliert haben.
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