Alter Energy Convention 2009 in Dubai und Datteln als neuer Biokraftstofflieferant
von Myriam AlexowitzKlimawandel, Treibhauseffekt, CO2-Emissionen – Schlagwörter, die man fast täglich irgendwo in den Medien wiederfindet. Doch was kann man wirklich für die Umwelt und ihre Zukunft tun? Was für Alternativen gibt es bis jetzt und wie effektiv sind sie? Mehr und andere Fragen werden jetzt vom 27. bis 29. Oktober 2009 auf der „Alter Energy Convention“ in Dubai diskutiert. Auch die Entdeckung der Dattel als möglicher neuer Kraftfahrtstofflieferant sorgt für Aufsehen.
Datteln aus Dubai bald als Energierohstoff?
Der Kongress findet während dieser Tage im „International Convention and Exhibition Centre“ statt. Zu Gast werden hochkarätige internationale und regionale Experten und Referenten sein wie beispielsweise Dr. Hermann Scheer, Mitglied des Deutschen Bundestages, der Präsident von EUROSOLAR, die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien, Paul Dickerson von Partner, Haynes & Boone, ehemaliger Chief Operating Officer im USDepartement für regeneratiev Energien; Dr. Eckart Woertz vom Gulf Research Center, VAE und Dr. Saif Al Sayari vom Imperial College, UK. Da die Konferenz in Verbindung mit der OGS 2009 abläuft, werden ebenfalls die wichtigsten Öl- und Gaspartner anwesend sein. Im diesjährigen Fokus stehen globale Prognosen über Kohlenstoffdioxidausstöße und Energieverbrauch, umweltverträgliche Projekte und Technologien sowie langfristig geplante Strategien innerhalb der GCC-Länder. Wie kann man der wachsenden Energienachfrage einer schnell wachsenden Weltbevölkerung am besten begegnen, ohne dabei die Umwelt zu schädigen?
Im Moment hängen alle Nationen noch zu sehr an den traditionellen Energieressourcen. Doch das wird sich bald ändern. Experten erwarten einen prozentualen jährlichen Anstieg im alternativen Energiesektor um 25 %, - bis zum Jahr 2030 soll dieser Sektor 70 % des globalen Energiemarkts ausmachen.
Es gibt viele Möglichkeiten und Chancen im Bereich der erneuerbaren Energien und umweltfreundlichen Technologien. Eine interessante, vielversprechende Entdeckung und vielleicht die Antwort auf die Schaffung eines günstigen und leicht zugänglichen Biokraftstoffs in den VAE sind die Früchte der Dattelpalme. Datteln sind dort tonnenweise vorhanden und besitzen ebenfalls einen hohen Zuckeranteil, der als Ausgangsstoff für den Brennstoff Ethanol bestens geeignet ist. Bioethanol wird durch Vergärung und Destillation biogener Rohstoffe hergestellt und kann Benzin ersetzen. Da die chemischen Eigenschaften sich gegenüber denen von Benzin unterscheiden, müssen die Motoren jedoch daran angepasst werden.
Die Technologie für das Dattelprojekt existiert, aber für das Konzept fehlt es noch an Investoren. Laut Dr. Abdul Ouahhab Zaid, Direktor des Dattelpalmen-Forschungs- und Entwicklungsprogramms der (UNOPS) und der Universität Al Ain, wachsen in den VAE zwischen 50.000 und 80.000 metrische Tonnen an Datteln. Eine solch enorme Summe kann von Menschen gar nicht allein konsumiert, noch exportiert werden, - daher wandern überschüssige Mengen letztlich in den Abfall. Aus den bisherigen Ernten könnte man locker zwischen 17,000 bis 26,000 Tonnen Bio-Ethanol herstellen. Genug um damit viele Taxis, Lastwagen, Busse oder Fahrzeugbestände in der Region zu befüllen. Bisher wurde dieses Potential noch nicht genutzt.
Im Moment besteht die Gewinnung des Biotreibstoffs noch aus Ausgangsmaterialien wie Raps, Zuckerrohr, Mais, Palmenöl, Weizen oder Zuckerrüben. Da es in Europa nicht genügend Anbauflächen gibt, wurden bisher Verträge mit Ländern aus Übersee geschlossen. Bekannte Anbaugebiete sind Brasilien, Indonesien und Malaysia. Der bittere Haken bzw. das Paradoxon an der eigentlich gut gemeinten Sache ist, dass dafür tausende Hektar von Regenwald in diesen Ländern gerodet wurden. 2,25 Milliarden Tonnen Treibhausgase werden durch das Verbrennen der Bäume in Indonesien jährlich freigesetzt. Weitere Nachteile an dieser gegenwärtigen Anbaumethode: Felder, die bislang zur Ernährung beigetragen haben, werden nun zum Treibstoffanbau genutzt. Das führt dazu, dass Nahrungsmittel knapp werden und bei anhaltender Entwicklung nicht genügend Nahrungsmittel für die Weltbevölkerung vorhanden sein wird. Im Jahr 2007 landeten weltweit bereits 100 Millionen Tonnen Getreide im Tank statt im Magen. Mit der gleichen Getreidemenge ließen sich etwa 500 Millionen Menschen während eines Jahres ernähren. Länder wie Argentinien, Indonesien und China, beschränken schon den Getreideexport. Während es in Europa durch die Lebensmittelpreissteigerungen bisher eher zu ärgerlichen Mehrausgaben für die Bevölkerung kam, geht es in den ärmeren Ländern vielfach ums nackte Überleben.
Doch nicht nur den Menschen geht es schlechter, auch die Artenvielfalt im Regenwald leidet durch den zunehmenden Anbau von Monokulturen für Biokraftstoffe. Auch droht die Gefahr der Versauerung der Böden.
Was nun die Datteln als neue Alternative zum Benzintreibstoff angeht, sieht die Lage wesentlich umweltfreundlicher und vielversprechender aus. Folgende positive Gründe erwecken Hoffnung für die Dattel als Retterin in der Not. Mit der Ausweitung von Dattelplantagen lässt sich quantitativ mehr und billiger Biokraftstoff pro Hektar produzieren als mit Zuckerrüben oder Zuckerrohr. Im Durchschnitt produziert eine Dattelpalme 50 Kilogramm Datteln. Doch mit ausreichender Sorgfalt könnte die tatsächliche Ausbeute bis zu 200 Kilogramm im Jahr betragen. Des Weiteren könnte der voranschreitenden Wüstenbildung und dem Treibhauseffekt etwas entgegengesetzt werden. Durch den Anbau von Dattelpalmen würde die starke Reflexion der Sonnenstrahlen des Wüstenbodens auf die höheren Schichten der Atmosphäre reduziert werden. Die Hitze würde abnehmen. Dattelplamen gehören zu den am schnellsten wachsenden Pflanzen, in einem Jahr sprießen sie einen Meter. Somit könnten schnell und effektiv große Pflanzungen entstehen. In den Palmengärten selbst könnten landwirtschaftliche Flächen bereitgestellt werden. Die Nutzpflanzen würden gut im Schatten der Palmen gedeihen. Bewährte Methoden der Landwirtschaft sowie die Bewässerung könnten bestens integriert werden. Auf diese Weise würden Arbeitsplätze geschaffen und die in anderen Ländern mangelnde Ernährungssicherheit könnte hier gewährleistet werden.
Warten wir es ab, ob sich bald mögliche Investoren für dieses fantastisch klingende Projekt finden und die Wüste bald wieder etwas grüner wird.
Diesen Artikel kommentieren