Dubai: Stromerzeugung aus Müll in Planung
von Myriam AlexowitzDubai hat ehrgeizige Pläne, um Abfälle als Stromquelle zu nutzen. Im Jahr 2013 soll die erste „grüne“ Müllverbrennungsanlage an den Start gehen.

Müllverbrennung bald in Dubai
Bevölkerungswachstum, Bauboom sowie Konsumfreude haben in den vergangenen Jahren für eine rapide Zunahme des Abfallvolumens gesorgt. Die VAE zählen nicht nur in der Region, sondern auch weltweit zu den Ländern mit dem höchsten Abfallaufkommen pro Kopf. Während in Deutschland jährlich 450 kg Abfall pro Person und Jahr anfallen, sind es in Dubai 750 kg. Siebzig Müllwagen machen rund 800 Fahrten täglich, um die Abfälle aus verschiedenen Stadtteilen einzusammeln. In einigen Gebieten wie in Al Ras und Bur Dubai sammeln Lkw die Abfälle sogar dreimal täglich ein. Angesichts großer Freiflächen und kostenloser Endlagerung auf Deponien bestand bislang kaum Handlungsbedarf. Deponien sind zwar billig, doch es besteht immer die Gefahr, dass Giftstoffe entweichen und das Grundwasser kontaminieren. Außerdem entsteht beim bakteriologischen und chemischen Abbau von organischen Inhaltsstoffen des Mülls Deponiegas, sprich große Mengen an Methangas und Kohlendioxid, die beide zum Treibhauseffekt beitragen.
Die Abfallwirtschaft ist in den VAE noch wenig entwickelt. Derzeit werden rund 88 Prozent des gesamten Abfallaufkommens in Dubai auf Deponien verteilt. Nur 12 Prozent werden recycelt. Bisher ist das Recycling noch teuer, und es besteht eine geringe Nachfrage nach Recycling-Produkten auf dem lokalen Markt. Recycelt werden vornehmlich Papier, Karton, Metall und Glas. Ein Großteil der Recycling-Produkte wird nach Indien, Pakistan und andere südostasiatische Länder exportiert.
Seit der Klimakonferenz in Kopenhagen verstärkt nun Dubais Regierung weiter seine Prioritäten zur Schonung und Erhaltung der Umwelt. Dazu gehört die Nutzung der neuen WTE (Waste to Energy Technology), - die Energieerzeugung aus Müll. Fünfunddreißig Nationen nutzen zurzeit die so genannte WTE (Waste to Energy Technology). Mehr als 600 Müllverbrennungsanlagen sind in Betrieb.
Engr Abdullah Rafia, Assistant General Director for Health and Environmental Services von Dubais Stadtverwaltung, betont, dass zukünftig keine weiteren neuen Deponien mehr eröffnet werden sollen. Die neue Müllverbrennungsanlage wird dem Land nicht nur helfen, das Abfallproblem in den Griff zu bekommen, sondern auch die Energieproduktion zu steigern. Die Anlage wird voraussichtlich 6,5 Milliarden Dirham (rund 1,2 Mrd. Euro) kosten. Finanziert wird das meiste aus dem privaten Sektor mittels einer FBOOT (finance-build-operate-own-transfer) Regelung. Die Anlage wird in Al Aweer auf einem 30-Hektar großen Grundstück gebaut. Ab 2013 sollen dort rund 6500 Tonnen Abfall am Tag verbrannt und über 150 Megawatt Strom produziert werden. Damit könnten rund 37.000 Haushalte versorgt werden. Ausgestattet wird die Anlage selbstverständlich mit den neusten Technologien und Luftfiltersystemen.
Laut Engr Hussain Nasser Lootah, dem Generaldirektor der Dubaier Stadtverwaltung, eignet sich das System der Müllstromanlage vor allem für Länder mit einer kleinen Landesfläche. Dubai produziert 8000 Tonnen Hausmüll pro Tag. Bei diesem Tempo würden die drei wichtigsten Deponien bis zum Jahr 2015 überquellen. Mit der Anlage werden sowohl die Umwelt als auch Rohstoffe wie Öl geschont. Bei der Verbrennung von 8000 Tonnen Hausmüll können rund 8500 Tonnen Öl pro Tag eingespart werden. Außerdem werden bei der Müllstromerzeugung zwei Drittel weniger CO2 als bei der Verbrennung von beispielsweise Kohle verbrannt.
Doch mit der Müllverbrennungsanlage ist es nicht allein getan. Die Behörden werden demnächst mit strengeren Richtlinien die Bewohner dazu auffordern, den Abfall gründlich nach wiederverwertbaren und schädlichen Materialien zu sortieren.
Kommentare
1. Johannes Betz schrieb am 20. Februar 2010 um 16:38 Uhr:
Leute, ihr habt kilowattweise Sonne, die wertvoller ist, als Öl! Das ist doch die Zukunft!
Also was soll das mit der Müllverbrennung?
2. Oliver schrieb am 11. Juni 2010 um 15:40 Uhr:
Die Dubaianer werfen die natürlichen Rohstoffe mit beiden Händen aus dem Fenster! So etwas kann in einer fortschrittlichen Technologienation (da wollen sie nach dem Öl halt hin) einfach nicht sein. Wie ist es möglich, dass die noch mehr Müll produzieren als wir Deutsche?! Bei uns ist doch schon jeder Mist doppelt und dreifach eingepackt.
Immerhin sind die Verbrennungsanlagen ein klasse Schritt! Das schont die Umwelt (wenn korrekt gefiltert wird), Sortieranlagen fischen wertvolle Rohstoffe aus dem Müll und vorallem wird Energie produziert!
Jedes bisschen Öl, dass man einspart kann für viel Geld verkauft werden. Und 8500t am Tag dürften schon einiges einbringen.
Öl ist wertvoll und Kohle bald auch - aber Müll ist wie der Name schon sagt nunmal wertloser Müll. Die Baukosten wären bei dieser Öleinsparung schon nach kürzester Zeit wieder rein.
Und wie mein Vorredner schon sagte: Solarenergie ist die Zukunft! Doch die Müllverbrennung ist ein hervorragender Baustein im Energiemosaik. Eine flexible und moderne Verbrennungsanlage kann perfekt helfen die Stadt in der Nacht mit Energie zu versorgen wenn die Sonne, wie wir alle wissen, nicht scheint. Und am Tag ist der Energiebedarf sowieso exponentiell höher als in der Nacht (Klimaanlagen, Büros, Elektrogeräte).
Generell muss dort was mit der Energie passieren. Nur weil heute Geld und Rohstoffe en masse da sind, muss das morgen nicht mehr so sein! Investieren in die Zukunft! Strenge Bauvorschriften was Isolation und Ausstattung der Dächer mit Solarzellen betrifft sowie an jeder möglichen Stelle die Beleuchtung gegen Energiesparlampen und besser LEDs austauschen! Dann bekommt Dubai bei Touristen auch einen deutlich besseren Ruf, und das wird die Einnahmequelle der Zukunft!
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