Im Dubai Hospital wird ein Kinderherzzentrum eröffnet
von Myriam AlexowitzEltern von Kindern mit Herzfehlern in Dubai können demnächst aufatmen. In Kürze können Kinder mit Herzproblemen auch in Dubais Klinik operiert werden.
Dr. Obaid Al Jasem, Leiter der Herz-und Thoraxchirurgie an Dubais Klinik, meint, dass die Anzahl der Kinder, die mit einem Loch im Herzen geboren werden in ihrer Region besonders hoch sei. Dieser sogenannte Ventrikelseptumdefekt ist die häufigste aller angeborenen “Fehlbildungen”. Unter dem Ventrikelseptumdefekt versteht man einen Defekt in der Trennwand zwischen den Vorhöfen beziehungsweise zwischen den beiden Herzkammern. Das Blut fließt dann je nach Druckverhältnissen durch das Loch vom Körper- in den Lungenkreislauf oder umgekehrt. Dadurch können Atembeschwerden, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck oder eine Herzmuskelschwäche entstehen. Ein weiteres Risiko besteht in auftretenden Blutgerinnseln. Aus Beinen oder Beckennerven können diese durch das offene Loch in den Kreislauf gelangen und zu akuten Durchblutungsstörungen führen – bis hin zur Verstopfung eines Blutgefäßes im Gehirn, welches einen Schlaganfall auslösen kann. Die genauen Ursachen für diesen Herzfehler kennen die Mediziner noch nicht. Man vermutet genetische Defekte, Viruserkrankungen (Röteln) und die Einnahme von Medikamenten wie Phenytoin, Cumarine, Lithium, Neuroleptika, die in der frühen Schwangerschaft zu Herzfehlern führen können. Die Diagnose wird meistens bereits während der Schwangerschaft gestellt. Ab der 14. Schwangerschaftswoche kann der Arzt versuchen, einen möglichen Herzfehler mittels Ultraschall festzustellen. Eine verlässliche Untersuchung ist aber erst ab der 20. Schwangerschaftswoche möglich bzw. nach der Geburt, wenn ein ungewöhnliches Herzgeräusch zu hören ist. Bei 33 Prozent aller Säuglinge wird in den ersten 24 Stunden ein anormales Herzgeräusch von den Ärzten vermutet. Falls der Ventrikelseptumdefekt im muskulären Anteil der Herzscheidewand liegt, kann er sich mit zunehmendem Wachstum des Kindes von selbst verschließen. Innerhalb des ersten halben Lebensjahres sollte jedes anormale Herzgeräusch verschwunden sein.
Kritisch ist der Befund, wenn sich der Defekt von derselben Größe im bindegewebigen Anteil der Herzscheidewand befindet. Hier reicht eine Therapie mit Medikamenten alleine nicht aus. Es muss umgehend eine Operation erfolgen. Dabei unterscheidet man prinzipiell zwei Arten von Operationen: die Palliative Operation und die Korrekturoperation. Bei der Palliativen Operation wird der Herzfehler nicht behoben, sondern gemildert. Es soll zunächst das Überleben des Kindes gesichert werden. Nach einem gewissen Wachstum des Kindes erfolgt dann eine Korrekturoperation. Hierbei wird der normale Bauplan des Herzen wieder hergestellt.
Diese Operationsvarianten sollen u.a. demnächst auch in Dubais Hospital durchgeführt werden können. Ein spezielles Ärzteteam wird dafür kommende Woche in Workshops von Top-Chirurgen aus Italien geschult. Sie sollen schon bald selbst in der Lage sein zu operieren. Die italienischen Chirurgen werden dem emiratischen Team an 14 Kinder mit angeborenen Herzfehlern das notwendige Handwerk zeigen. Laut Dr. Alexandro Frigiola, Professor für Herzchirurgie vom San Donoto Krankenhaus in Mailand, stehen weltweit vier Millionen Kinder auf der Warteliste für solche Operationen. Das Dubai Hospital befindet sich relativ zentral in Dubai und ist mit über 600 Betten derzeit das größte Krankenhaus in Dubai.
Die pädiatrische Einheit in Dubai soll ebenfalls ein internationaler Bezugspunkt werden. Kinder aus Ländern wie Indien, Bangladesch und Somalia sollen zukünftig hier ebenfalls kostenlos behandelt werden können. Laut dem Herzchirurgen Dr. Abdullah Raweh, hatte der VAE Roter Halbmond bereits 27 ähnliche Operationen in Ländern in Arabien, Afrika und Südamerika gesponsert.
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